Sauerkrauttour 2023

Samstag 1. Juli 2023 Yachthafen Hörnle Grenzach-Wyhlen

Mit vollbepackten Auto treffen wir gegen 13:30 Uhr im Hafen ein, um endlich unseren lange ersehnten Urlaub anzutreten. Doch halt so schnell geht es dann aber doch nicht. Als erstes ist Schleppen angesagt. Etliche Taschen, Koffer, Rucksäcke und Getränke müssen erst einmal den Weg in Mögus Bauch finden. Kaum ist die erste Fuhre verstaut heisst, es wieder Treppe rauf zu Aldi. Nun ist Einkaufen angesagt. Zwar sind wir schon relativ gut verproviantiert, dennoch wollen wir noch aufstocken damit wir nicht gleich in den ersten Tagen wieder auf Nahrungssuche gehen müssen.

Kaum vom Einkauf zurück geht es daran das neue Relingskleid auf dem Achterdeck anzubringen. Inmitten dieser Arbeit treffen immer mehr Clubkollegen im Hafen ein und wir werden prompt zum Apero auf der Plattform eingeladen. Schweren Herzens müssen wir einen Korb erteilen, es stehen noch einige Arbeiten auf der Mögus an, damit wir morgen bei Zeiten aufbrechen können. Ein Kubik Wasser gebunkert, Motor gecheckt  und die Welle geschmiert, es geht voran.

Nach dem Abendessen ein kurzer Regenschauer und bald darauf aber wieder freundlichere Aussichten. Wir geniessen die Abendstimmung auf dem Achterdeck und verziehen uns dann aber bald einmal in Richtung Kojen. Bis Breisach zu kommen ist für Morgen unser Plan.

Sonntag 2. Juli 2023 Yachthafen Hörnle Grenzach-Wyhlen Rheinkilometer 162.5

Mit 4895.20 Betriebsstunden auf dem Zähler geht es um 08:50 Uhr los, querab zur Schleuse Birsfelden. Von unserem (der Schweizer sagt Presi) ersten Vorsitzenden welcher uns beim Ablegen behilflich ist erfahren wir, dass ein Schiff des Nachbarclubs offenbar denselben Weg wie wir vor sich hat. Punkt 09:00 Uhr fahren wir in die Schleuse Birsfelden ein, wo wir zur Freude der weiblichen Crew mit der Schleuse ohne Schwimmpoller Talwärts fahren. Yippee unsere Schleusenhaken kommen wieder einmal zum Einsatz. Eine Viertelstunde später haben wir die erste Schleuse bereits hinter uns gelassen und fahren durch das noch ruhige Basel Rheinabwärts.

Etwas eintönig geht es auf dem Canal d’Alsace abwärts bis wir um halb Elf an der Schleuse Kemps eintreffen wo bereits eine Kammer für uns hochgefahren wird. Zusammen mit unserem Weggefährten passieren wir Kembs und verlassen die Schleuse 11:15 Uhr wieder. Gemächlich fahren wir weiter talwärts und können in jeder folgenden Schleuse sofort einfahren um zu Tal zu schleusen.

Das Wetter bessert sich zunehmend, was ein Trost ist für diese doch recht trostlose Strecke des Rheines. Kanal und Industrie, einzige seltene Abwechslung ist die Berufsschifffahrt, welche heute aber auch nicht sehr gut vertreten ist.

Um 15:45 Uhr verlassen wir die letzte Schleuse für heute. Während unser Weggefährte in den Fuchshafen einfährt, ist unser Ziel der Hafen des MYC Breisach wo wir um ziemlich genau 16:00 Uhr anlegen. Geschafft, zur Belohnung erst einmal ein „Anlegekölsch“.

Zum Abendessen wird dann noch der Grill angefeuert. Steaks, Salat und Pasta auf dem Achterdeck und bei mittlerweile sonnigen Temperaturen. Hach kann das Leben schön sein. Viel werden wir heute nicht mehr unternehmen, morgen wollen wir weiter Richtung Strassburg/Kehl.

Gute Nacht für heute.

Montag 3. Juli 2023 Hafen MYC Breisach Rheinkilometer 225,8

4901.6 Betriebsstunden verrät uns der Zähler wie wir um 08:54 Uhr in Breisach die Leinen los machen. Das Wetter will noch nicht so wie wir es gerne hätten, es ist bewölkt und teils recht windig. Immerhin, die Wettervorhersage verspricht gegen Mittag eine leichte Besserung.

Um 10:00 Uhr erreichen wir die Schleuse Marckolsheim, in welche wir zusammen mit zwei französischen Sportboote (respektive ein Sportboot und ein Jogurtbecher) sofort bei Ankunft einfahren können. Kurz nach halb Elf Uhr können wir die Schleuse Marckolsheim bereits wieder verlassen.

Dieselsparend tuckern wir mit 12 km/h weiter Rheinabwärts zur Schleuse Rhinau, welche wir um 11:40 Uhr erreichen. In Rhinau ist erst einmal Warten angesagt, beide Kammern sind unten und unsere Kammer bringt erst mal einen Bergfahrer hoch. Dennoch geht es relativ flott zu und wir können Rhinau um 12:44 Uhr wieder verlassen. Beim losmachen in der Schleuse können wir beobachten, wie der Jogurtbecher vor uns seine zuvor gebrauchte Festmacherleine hinter sich her zieht. Da er es selbst offenbar nicht bemerkt, wollen wir ihn darauf hinweisen. Dies gestaltet sich jedoch schwierig, hat er doch keinen Funk an seinem vermutlich ehemaligen Charterböötchen.
Also Plan B, Überholen und Zeichen geben. Wir geben Mögus die Sporen, Frau steht rufend und mit einer Leine hochhaltend auf dem Vordeck, keine Reaktion. Es ist zu erkennen, dass der Skipper stur geradeaus schaut und die Borddame offenbar mit Kochen beschäftigt ist. Noch mehr Gas und Backbord vorbei am Jogurtbecher, endlich mit etwa einer Bootslänge Vorsprung bemerkt uns der Skipper. Dennoch dauert es noch einen Moment bis er unsere Zeichen zu interpretieren vermag.

Weiter ging die Fahrt Rheinab bist zur Schleuse Gerstheim, wo wir Punkt 14:00 Uhr eingetroffen sind. Mit den beiden Franzosen im Schlepptau konnten wir dann auch gleich in die Schleuse einfahren und haben sie bereits um 14:44 Uhr wieder verlassen.

Nächstes Etappenziel die Schleuse Strasbourg. Diese erreichen wir um 16:00 Uhr und können sie 16:40 Uhr wieder verlassen. Eine halbe Stunde später machen wir im Hafen vom MYC Kehl unter widrigen Umständen fest. Aufgrund des plötzlich eintretenden Starkwindes gelingt das Anlegemanöver nicht im ersten Anlauf. Es bedarf eines zweiten, aber dann klappte es trotz Wind. Auch heute haben wir uns das Anlegekölsch verdient.

Strom anschliessen, mit Geld gefülltes Anmeldecouvert einwerfen und gleich im Restaurant am Yachthafen zum Abendessen reservieren. Aber halt, ein Problem! Das Restaurant ist geschlossen und mit ihm auch der uns von Bernie empfohlene Hafen 17 in Kehl. So ein Ärger auch, hatten wir uns doch so lange schon auf die grillierten Riesencrevetten mit Spaghetti Alio Olio und Peperocini gefreut.  Na ja, hilft nichts. Also noch einmal Plan B, wir grillieren selbst an Bord.

Nach dem Abendessen legt der Wind noch einmal einen drauf und es sieht schwer nach Regen aus. Kurzentschlossen machen wir unsere Kuchenbude wieder komplett. Das heisst, wir fügen sämtliche Seitenteile wieder ein und machen dicht. So kann uns heute Nacht auch eine Regenschauer nichts anhaben.

Mit lesen und schreiben lassen wir den Tag auf dem Achterdeck ausklingen, morgen geht es weiter mit Ziel Karlsruhe.

Dienstag 4. Juli 2023 Hafen MYC Kehl Rheinkilometer 293,8

4908.9 Betriebsstunden sind beim Start um 09:05 Uhr vom Zähler abzulesen. Leinen los in Kehl und weiter Rheinabwärts zur Schleuse Gambsheim, wo wir um 10:20 Uhr ankommen. Nach nur kurzer Wartezeit lässt uns die freundliche französische Schleusenwärterin mit einem Frachter zu Tal schleusen, wofür wir uns bei der Ausfahrt um 10:55 Uhr höflich bedanken.

Mittlerweile zeigt sich auch das Wetter freundlicher. Die Sonne scheint und wir fahren gemächlich mit ungefähr 12 km/h über Grund weiter Talwärts. Der Berufsschiffahrtsverkehr hat merklich zugenommen, was wir vor allem bei unserer Ankunft an der letzten Schleuse in Iffezheim um 12:50 Uhr zu spüren bekommen. Schubverbände, Tanker, Schüttgutfrachter und Flusskreuzfahrer wollen durch das Nadelöhr Iffezheim. Dennoch haben wir Glück und können mit einem leeren Tanker und einem Kiesfrachter zusammen zu Tal schleusen. Um 13:45 Uhr fahren wir aus der Schleuse Iffezheim aus und freuen uns darüber, dass dies die letzte Schleuse auf dem Rhein gewesen ist.

In einem Geschwindigkeitsrausch mit Spitzen von bis zu 18 km/h fahren wir weiter Rheinabwärts. Konzentration ist geboten, das hohe Aufkommen von Berufsschiffen und teils engen Fahrwassern erfordern Aufmerksamkeit. Besonders heimtückisch sind auf dieser Strecke die weit in den Fluss reichenden Buhnen. So sollte es tunlichst unterlassen werden, auch nur wenig vom signalisierten Fahrwasser abzuweichen.

Früher als erwartet, laufen wir bereits um 15:30 Uhr in den Hafen des MBC Karlsruhe ein. Dabei wollen wir uns ganz genau an die Empfehlung des “Führer für den Binnenwassersport“ vom DMYV halten und das Hafenbecken wegen Versandung nördlich umfahren. Dumm dabei ist nur, dass mein alter Handkartenplotter eine Halbinsel anzeigt und nicht eine Insel wie sie es eigentlich ist. So kommt es, dass wir wenn auch nur leicht auf eine Sandbank auflaufen. Volle Kraft zurück und das Hafenbecken von der anderen Seite der “Insel“ angefahren, so hatte es dann geklappt. Ärgerlich ist die Geschichte insofern, dass wir seit zwei Wochen stolze Besitzer Eines neuen Raymarine Kartenplotters sind, bis heute aber die extra dafür gekauften Karten nicht angezeigt werden können.

Spannend geht es weiter. Ausschlaggebend für die Wahl dieses Hafens waren zum einen die Gastronomie und zum anderen, dass der MBC Karlsruhe der “Freundschaft auf dem Wasser“ angehört. Beides leider ein Trugschluss. Das Clubrestaurant ist Mangels Pächters schon länger geschlossen und der Freundschaft auf dem Wasser gehört man offenbar auch bereits seit drei Jahren nicht mehr an. Mindestens was die Gastronomie anbelangt sind für heute Alternativen gefragt, nachdem wir ja bereits gestern an Bord kochen mussten. Fehlanzeige, auch das in der Nähe liegende Gasthaus Maxau ist heute leider geschlossen. Und wieder einmal Plan B, der Skipper kocht Spaghetti Alio, Olio & Peperocino.

Nach dem Abendessen installieren wir unser Verdeck, trotz besserer Vorhersage zieht ein kurzer Regenschauer über den Hafen. Nicht weiter schlimm, für morgen haben wir einen Hafentag geplant und lassen das Verdeck oben. Wer weiss, was die Wettergötter noch mit uns vorhaben.

Abschluss des Tages, gemütliches Ausspannen auf dem Achterdeck.

Mittwoch 5. Juli 2023 MBC Karlsruhe Rheinkilometer 362.6

Das Verdeck aufzuziehen war eine gute Strategie, in der Nacht hatte es einmal Sintflutartig geregnet. Umso schöner war es an diesem Morgen richtig lange auszuschlafen. Wir haben nichts geplant ausser endlich einmal unseren Kartenplotter zum Laufen zu bringen und im nahe gelegenen Einkaufszentrum Proviant aufzustocken. Nicht das es dringend nötig gewesen wäre Proviant zu besorgen, aber wenn es sich schon so anbietet nutzen wir es auch. Zwanzig Minuten Fussmarsch via Brücke über den Rhein und schon waren wir im Einkaufszentrum.

In der Fleischwarenabteilung wurden wir vom riesigen Angebot komplett geflasht. Meterlange Vitrinen mit den allerfeinsten Grilladen. Von Fisch über Geflügel und Fleisch sowie vegetarisch war alles in Mengen vorhanden. Kurzerhand haben wir für das heutige Abendessen umdisponiert und uns zum Grillieren eingedeckt. Geplant war eigentlich der Besuch des nahe gelegenen Hofgutes Maxau, was aber aus genannten Gründen ersatzlos gestrichen werden musste.

Die Geschichte Kartenplotter. Mehrere Anrufe beim Lieferanten des Plotters in der Schweiz brachte letztendlich doch noch Klärung. Die gekauften Lighthouse-Charts waren weder auf dem Plotter selbst noch auf der extra dazu gelieferten Mini SD Karte vorhanden. Diese muss man sich über einen PC erst vom Server des Herstellers herunterladen. Damit begann aber das nächste Dilemma. Das Kartenmaterial sind 4,1 GB Daten, um diese zu Downloaden wäre aber ein stabiles WLAN nötig. Von einem stabilen Gäste-WLAN kann aber beim MBC nicht die Rede sein. Bereits nach 20 MB und etwa einer halben Stunde war der Ofen aus. Kein WLAN-Signal mehr. Es war zum Haare ausraufen. Also Projekt vertagt, bis das nächste Mal ein zuverlässigeres WLAN vorhanden ist.

Denn Abend liessen wir nach dem leckeren Abendessen wie es sich gehört auf dem Achterdeck ausklingen. Morgen soll es weiter gehen zum Motoryachtclub Kurpfalz in Mannheim.

Donnerstag 6. Juli 2023 MBC Karlsruhe Rheinkilometer 362,6

Mit 4915.1 Betriebsstunden auf dem Zähler verlassen wir um 09:30 Uhr den Hafen. Eigentlich wollten wir bereits um neun Uhr los, aber der Stegmeister hatte wohl verschlafen und so konnten wir die Karte für den Zutritt erst mit Verspätung bei ihm abgeben.

Gleichzeitig wie wir den Hafen verlassen haben fuhr ein holländischer Schüttgutfrachter namens Sandra W talwärts. Diesen sollten wir bis zu unserem Zielhafen vor uns haben, worüber wir nicht ganz unglücklich waren. Es war nämlich ein extremer Verkehr von Berufsschiffen heute und so fuhren wir sich im Kielwasser der Sandra W.

Je weiter wir talwärts fahren umso schöner erscheint uns die Strecke. Immer mehr Altrheinarme und Natur, wir geniessen die Fahrt. Eine ungewöhnliche Sichtung machen wir kurz vor Speyer. Ein Frachter hat ein kleines Passagierschiff, die Strassbourg, im seitlichen Schlepp.

Punkt 12:45 Uhr verlassen wir das Fahrwasser Steuerbord bei Rheinkilometer 412,4 und fahren in den Hafen des Motoryachtclub Kurpfalz Mannheim ein. Auf direkten Weg erst an den Tanksteg, wo wir erst einmal 230 Liter Diesel bunkern. Nach dem Tanken verlegen wir an den Gästesteg neben dem Clubrestaurant Heimat.

Die Temperatur steigt und wir sind froh, dass wir es uns mit kühlen Getränken auf dem Achterdeck bequem machen können. Der Name “Backofen“ für diesen Naturhafen scheint nicht von irgendwo her zu stammen. Am späteren Nachmittag kommen uns zu unserer Freude Edith und Peter auf der Mögus besuchen. Es wird einiges geklönschnackt bis beide leider weiter müssen. Sollte es sich ergeben, so sehen wir uns auf unserer Rückreise in Breisach wieder.

Am Abend hatte es nun auch das erste Mal mit Auswärts essen geklappt. Allerdings nicht ohne Peters Hilfe, hatte er uns doch kurzerhand einen Tisch in der eigentlich voll ausgebuchten Heimat reserviert. Das Essen war wirklich köstlich, die Heimat wahrlich einen Besuch wert.

Bestens genährt sind wir danach noch zu einem kleinen Spaziergang sowie einem Bootsviewing im Hafen aufgebrochen. Lesen und schreiben sollen dann noch das letzte sein, was wir vor dem Gang in die Kojen unternahmen. Gute Nacht bis morgen.

Freitag 7. Juli 2023 MCK Kurpfalz Mannheim Rheinkilometer 412,4

Pünktlich um 08:30 Uhr räumen wir den Liegeplatz, damit wie mit dem Maler am Vorabend abgemacht, dieser die Steuerbordseite der Heimat mit dem Hochdruckreiniger bearbeiten kann. Der Betriebsstundenzähler zeigt beim Motorstart 4918.5 an.

In gemütlicher Fahrt geht es bald einmal weiter Talwärts durch Hafen und Industrie Mannheim. Der Berufsschiffsverkehr hat nach unserem Empfinden noch einmal zugenommen. Es kommen uns ganze Karawanen an Tanker und Frachter entgegen. Das geht so ungefähr bis Oppenheim, danach wird es ruhiger. Wir schlängeln uns durch Schleife um Schleife und geniessen die schöne Landschaft, bis uns ein Schiffshorn mit zwei kurzen Hupstössen aufschreckt. Keine Ahnung wo der leere Schüttgutfrachter auf einmal hergekommen ist, wir haben ihn vorher nicht bemerkt. Wir gehen so weit als möglich an den Rand des Fahrwassers und lassen den Brummi vorbeiziehen. Der muss es eilig haben, der Abstand wird schnell immer grösser.

Mussten wir bei der Abfahrt am Morgen trotz Sonnenscheines wegen dem Wind noch eine leichte Jacke anziehen sind die Temperaturen nach dem Mittag ins unermessliche gestiegen. Wie wir durch Mainz fahren haben wir das Gefühl die Luft stehe. Wir können. es kaum erwarten endlich anzukommen um nur noch irgendwo im Schatten rumhängen zu können.

Um 15:00 Uhr ist es dann endlich soweit, wir haben im Schiersteiner Hafen beim WYC am Gästesteg festgemacht. Nach der schriftlichen Anmeldung gibt es erst das obligate Anlegekölsch auf dem Achterdeck. Den Rest des Nachmittags verbringen wir im Schatten auf dem Achterdeck und sind dann offenbar auch mal eingenickt.

Nach dem Abendessen an Bord haben wir uns dann noch ins Getümmel des Schiersteiner Hafenfestes gewagt. Coole Sache, über den Steg aus der Clubanlage und direkt im Zentrum des Geschehens. Es tanzt ordentlich der Bär am Schiersteiner Hafenfest, wir sind sicher eineinhalb Stunden am Spazieren bis wir alle Stände  und Schaubuden einmal gesehen haben. Gegen zehn Uhr sind wir zurück an Bord und freuen uns auf unsere Kojen. Ob wir wohl Schlaf finden werden? Immerhin sind wir umgeben von Feierfreudigen Partypeople. Wird schon schief gehen.

Samstag 8. Juli 2023 WYC Schierstein Rheinkilometer 505,7

Leinen los bei bewölktem Himmel um 08:15 Uhr, mit einem Zählerstand von 4925.2 Betriebsstunden. Kaum aus der Hafenausfahrt heraus, schon setzte das erste Mal ein leichter Regen ein. Der Regenguss war glücklicherweise nicht von langer Dauer, einzig die Bewölkung und der frische Wind trübten unsere Wettererwartung noch ein wenig.

Für die heute anstehende Passage durch das Gebirge war unsere Strategie, dass wir uns an einen Berufsschiffer anhängen. Diese ging vollends auf, konnten wir uns doch bereits in Schierstein hinter den Containerfrachter “Stolzeneck“ anhängen und dann bis Koblenz dran bleiben.

Im Schlepptau des Brummis konnten wir die Fahrt durch die reizvolle Landschaft geniessen und  mussten uns nicht allzu sehr um den massiven Gegenverkehr der Berufsschiffahrt kümmern. Auch unser neuer Kartenplotter hat zuverlässig seinen Dienst getan, kein Vergleich mit unserem über zehn Jahre alten C-Maps Kartenmaterial von Navionics. Ein Loblied an dieser Stelle auch auf unsere alte Dame, Mögus hat ihre Sache wie immer sehr gut gemacht. Gleich zu Beginn bei Bingen konnten wir kurzzeitig 22 km/h Geschwindigkeit über Grund ablesen.

Nach einer recht kurzweiligen Fahrt sind wir um 13:45 Uhr bei Rheinkilometer 590 nach Backbord abgefallen und in den Hafen Rheinlache in Koblenz eingelaufen. 13:55 Uhr, Mögus sicher vertäut und Stromversorgung angeschlossen. Es folgt, dass obligatorische Anlegekölsch.

Wie von einem netten Mitglied des Yachtclubs Rheinlache bei der Anmeldung zu erfahren war, ist heute Abend einiges los in Koblenz. Angefangen vom Musical The Rocky Horror Picture Show auf der Festung Ehrenbreitenstein über Darbietungen der Musikschule Koblenz am Rheinufer bis zu einem Altstadtfest. Gerne hätten wir das Musical besucht, Karten sind aber leider bereits lange Ausverkauft. So beschlossen wir für heute Abend nur noch einen Spaziergang zum deutschen Eck um danach in der Altstadt zu Abend zu essen.

Nach einer kühlen Dusche an Bord (die sanitären Anlagen des Hafens sind in Folge Bauarbeiten nicht in Betrieb) machen wir uns um 18:00 Uhr bei mittlerweile 32° zu unserem Spaziergang mit anschliessenden Abendessen auf. Am Deutschen Eck angekommen wäre eigentlich bereits die nächste Dusche fällig. Nun aber schnellstens in die Altstadt und eine Lokalität zum Abendessen wählen. Der Magen knurrt und so entscheiden wir uns nicht gerade für das erste sondern für das beste Restaurant am Platz. Wir essen gut und günstig im “Einstein“.

Zurück an Bord ist es auf dem Achterdeck einmal mehr am angenehmsten, immerhin geht hier dann und wann auch mal ein leicht kühler Luftzug. Mittlerweile ist es dunkel geworden und aus der Entfernung ist Donner zu hören und es sind vereinzelt Blitze zu sehen. Aus Richtung Steg näher kommend war ein Wimmern zu hören. Ein kleiner Junge vermisste seine Eltern. Er war an Bord geblieben während seine Eltern in Kanistern Benzin von einer Strassentankstelle holen wollten. Als an seinem Smartphone der Akku leer war und er seine Mutter nicht mehr erreichen konnte bekam er es mit der Angst zu tun. Ein schlaues Kerlchen welches er mit seinen acht Jahren schon war wusste er die Telefonnummer seiner Mutter auswendig und wir konnten Sie telefonisch erreichen. Somit hatten wir bis zur Rückkehr der Eltern einen kleinen Gast an Bord.

Den Rest des Abends verbrachten wir gemütlich mit Lesen und Schreiben. Morgen wollen wir ausschlafen, wir bleiben noch eine Nacht in Koblenz um die vorhergesagten Gewitter abzuwettern.

A domani.

Sonntag 9. Juli 2023 YCRL Koblenz Rheinkilometer 590.0

Heute haben wir es geschafft und bis neun Uhr ausgeschlafen. Raus aus den Kojen und alle Luken auf um die kühle Morgenluft ins Boot zu lassen. Pustekuchen, es ist draussen bereits eine Mordswärme und somit nichts mit kühlen. Beim grosszügigen Frühstück auf dem Achterdeck wird beraten, wie das heutige Tagesprogramm aussehen soll. Unter Berücksichtigung der Wettervorhersage, welche Temperaturen bis 34° für heute ankündigt entscheiden wir, dass es ein ganz fauler Sonntag werden wird. Eine gute Entscheidung, die geringste Anstrengung treibt den Schweiss aus allen Poren, wie wir beim bunkern einer Tonne Wasser erfahren müssen.

Gegen Mittag wird es selbst auf dem Achterdeck langsam unerträglich. Wir packen Getränke und etwas zu lesen ein und verschieben uns in den kleinen Park vor dem Hafen. Hier nehmen wir eine Parkbank unter einem Schatten spendenden Baum in Beschlag und halten diese bis am späten Nachmittag. Den ganzen Nachmittag ziehen Scharen von Hitzegeplagten durch den Park in Richtung Freibad. Freibad oder schattiger Park, offenbar die einzigen Optionen heute.

Die angesagten 34° werden zwar nicht erreicht, mit 33° waren wir aber ganz nahe dran. Abends sollte sich das Ganze dann doch noch entladen. Das Wetterradar zeigte eine aus Richtung Luxembourg kommende Gewitterfront mit Windspitzen von bis zu 120 km/h an. Also Verdeck wieder einmal komplett zugemacht und kaum fertig ging es schon los. Zuerst richtig vom Wind durchgeschüttelt und danach heftig abgeduscht war der Zauber nach ungefähr einer Stunde wieder vorbei. Ein wenig herumschwimmendes Blattwerk und einige Äste sowie die nassen Stege waren die einzige Hinterlassenschaft des Gewitters. Positiver Nebeneffekt, die Temperatur ist merklich angenehmer.

Nach dem Abendessen bereiten wir uns noch ein wenig mit dem Führer für den Binnenwassersport auf die Mosel vor. Morgen soll es weitergehen und so schlagen wir uns bei Zeiten in die Kojen. Gute Nacht.

Montag 10. Juli 2023 YCRL Koblenz Rheinkilometer 590.0

Mit einem Betriebsstundenzählerstand (geiles Wort) von 4930.9 sind wir um 09:00 Uhr bei starker Bewölkung in der Rheinlache Koblenz gestartet. Noch ein kurzes Stück talwärts um das Deutsche Eck und schon stehen wir  um 09:30 Uhr bei Moselkilometer 1.8 vor der ersten Moselschleuse.

45 Minuten später fahren wir 6 Meter höher aus der Schleuse raus. Wir empfinden es mit einem Male, als würde sich alles  in einem neuen, gemächlicheren Takt abspielen. Die Mosel fliesst uns in einem angenehmen Tempo entgegen und die Landschaft wird immer lieblicher. Rebberg reiht sich an Rebberg und zum Fusse hin sind meist schöne historische Städtchen zu finden.

So lieblich die Landschaft umso bescheidener das Wetter. Aus einem leichten Nieselregen wird plötzlich ein heftiger Regen und wir befürchteten schon so schleusen zu müssen. Gott sei Dank, nach einer Viertelstunde war der Spuk bereits wieder vorüber und das Wetter wurde zusehends freundlicher.

12:00 Uhr stehen wir an der Schleuse Lehmen wo bereits ein anderes Sportboot im Vorhafen auf die Schleusung wartet. Nach unserer Einfahrt auf Position zwei in der Schleuse gesellen sich noch zwei Linsen-Yachten dazu. Weshalb das erste Sportboot in der Schleuse fast bis ganz nach vorne in der Schleuse gefahren ist können wir uns nicht erklären. Platz genug wäre in der grossen Schleuse für vier Sportboote alleweil gewesen. So kam es, dass er ordentlich durchgeschüttelt wurde und alle Mühe hatte sein sicher rund 10 Tonnen schweres Stahlboot an der Schleusenwand zu halten. Es sah schon sehr besorgniserregend aus. Um 12:40 Uhr konnten wir bei mittlerweile sonnigem Wetter die Schleuse wieder verlassen.

Weiter durch die malerische Landschaft und um 14:10 Uhr standen wir bei der Schleuse Müden. Zusammen mit den beiden Linsen-Yachten wurden wir zu Berg geschleust und konnten um 14:55 Uhr die Schleuse verlassen. Kaum aus der Schleuse raus legte die eine Linsen, welche vorher immer dezent hinter uns nachgefahren ist, den Hebel auf den Tisch. Sofort war klar, er hat wohl denselben Hafen wie wir im Visier. Und so war es dann auch. Im Hafen Treis-Karden machte er dann als erster und nach einem restlos vergeigten Anlegemanöver an einem Fingersteg fest. Den Platz hatte er gut genutzt, Platz für zwei Boote mit einem belegt. Chapeau. Aber kein Problem, sowohl die uns noch folgende Linsen wie auch wir fanden noch unser Plätzchen im Hafen. 15:30 Uhr angelegt im Hafen, Zeit für ein Anlegekölsch.

Nach einer ersten Erkundung, sprich nach einem Spaziergang über die Campinginsel war es bereits Zeit für das Abendessen. Zwar hätte es ein gutes Hafenrestaurant auf Platz aber wie üblich sind wir zur falschen Zeit am Ort des Geschehens. Montag geschlossen. Macht nichts, dann halt morgen.

Den Tag lassen wir wie gewohnt entspannt auf dem Achterdeck ausklingen. Es wird mit andern Yachtis geklönschlackt, gelesen und geschrieben. Für Dienstag ist erneut ein Landtag geplant, nach einem Einkauf wollen wir eine der Anhöhen erklimmen um das Moselpanorama zu bestaunen.

Dienstag 11. Juli 2023 Hafen Treis-Karden Moselkilometer 40.5

Heute wurde ausgeschlafen bis der Rücken schmerzte. Erst gegen halb zehn Uhr haben wir uns langsam aus den Kojen geschält. Es war eine herrlich ruhige Nacht und auch am Morgen keinerlei Lärmquellen welche einem den Schlaf rauben könnten.

Vor dem Frühstücksvergnügen haben wir geplant unsere Vorräte aufzustocken. Vor allem Flüssigkeit ist gefragt, haben doch unsere Vorräte durch die enorme Hitze der letzten Tage stark gelitten. Rund 10 € haben wir für das Leergut erhalten und das von in nur 4 Tagen konsumierten Getränken. Also los zu Edeka, welcher sich in nur 250 Meter Luftlinie vom Hafen befindet.

Zurück an Bord gab es dann das verdiente, reichliche Frühstück. Verdient insofern, dass das Thermometer bereits morgens die 30° Marke geknackt hatte und somit auch das kurze Stück Weg zu Edeka schon wieder sehr schweisstreibend war.

Das Frühstück erst einmal setzen gelassen, haben wir uns erneut auf dem Achterdeck auf die faule Haut gelegt. Dies solange bis wir uns gegen zwei Uhr nachmittags aufrafften, den Spaziergang zur etwa 30 Minuten entfernten Wildburg anzutreten. Der Weg bis zum Anstieg war erneut eine ziemliche Tortur, sollte man sich nicht unbedingt bei 34° Grad Außentemperatur vornehmen.

Umso angenehmer war es dann aber, dass der Anstieg zur Burg sich im doch wesentlich kühleren Wald befand. Also gemächlich den Anstieg Richtung Wildburg hoch bis zum Tor der Ernüchterung. Bei einem schmideisernen, videoüberwachten und alarmgesicherten Tor mussten wir unser Projekt “Besuch  der Wildburg“ bereits wieder beerdigen. Plan B, weiter den Hang hoch zu einem Aussichtspunkt um von diesem dann mit der Drohne eine Panoramaaufnahme des Moseltales zu machen. Nach weiteren 20 Minuten bergauf wird auch diese Idee beerdigt. Zu heiß und für das Gelände ungeeignetes Schuhwerk. Also zurück zur Mögus.

Zu Abend wird dann im zum Yachthafen gehörenden Restaurant “Bootshaus“ gegessen. Service flott und Essen gut, passte. Der Abend brachte dann und wann ein zwei Regenschauer, die angekündigten starken Gewitter indessen blieben aus. Morgen soll es weitergehen, Senheim peilen wir als unser nächstes Ziel an.

Mittwoch 12. Juli 2023 Hafen Treis-Karden Moselkilometer 40.5

Mittlerweile sind 4936.5 Betriebsstunden auf dem Zähler abzulesen. Nach einer unruhigen Nacht werfen wir um 09:15 Uhr die Leinen los. Vergangene Nacht hatte sich eine Linsen Sturdy 410 recht locker bei uns ins Päckchen gelegt und der Wind hatte dann den Rest getan. Entweder knarrten die Leinen der Sturdy oder aber Mögus wurde durch sie mit einem Ruck gegen den Steg gepresst.

Bei strahlendem Sonnenschein aber mit sehr böigen Winden ging unsere Fahrt Moselaufwärts, bis wir um 11:05 Uhr die Schleuse Fankel erreicht hatten. Wieder einmal hatten wir Glück und konnten mit einem Passagierschiff, namens “Wappen von Cochem“, zu Berge schleusen.

Etwas zu schaffen hatte uns in dieser Schleuse der Wind gemacht. Eine Böe hatte uns von vorne gepackt und Mögus war alleine mit den Schleusenhaken nicht mehr zu halten. Also haben wir entgegen unserer sonstigen Routine mit Schleusenhaken und Leinen umhängen geschleust. So konnten wir die Schleuse Fankel bereits um 11:40 Uhr verlassen und weiter unserem Zielhafen Senheim entgegenfahren.

Den Hafen Senheim haben wir um 12:30 Uhr erreicht und Mögus längsseits zwischen zwei Yachten gepackt. Nach der Anmeldung in der Campingrezeption wird erst einmal etwas für das leibliche Wohl getan. Ein Anlegekölsch, Fleisch und Brot um wieder zu Kräften zu kommen.

Nachmittags informieren wir uns in der Campingrezeption erst einmal darüber, wie wir morgen nach Cochem kommen. Das ursprüngliche Vorhaben per Passagierschiff ist leider nicht machbar, dieses fährt nur Mittwoch und Samstag auf Voranmeldung ab Hafen Senheim. Also wieder einmal Plan B, dies ist mit dem Bus ab Senhals. Senhals befindet sich auf der anderen Moselseite, was uns dazu bewegt einen kleinen Spaziergang nach Senhals zu unternehmen.

Senhals, ein typisches kleines Mosel-Weinbaudorf. Abwechselnd Winzer neben Schenke oder Hotel neben Pension. Am anderen Ende des Dorfes finden wir einen schattigen Biergarten unmittelbar an Mosel. Bei einem Radler und Kaffe mit Streuselkuchen lassen wir es uns gutgehen

Gegen Abend zurück an Bord genießen wir vom Achterdeck aus Hafen- und Campingkino. Recht unterhaltsam was es in dieser Kombination so alles zu sehen gibt. Angefangen mit Trailerbootsfahrern welchen es partout nicht gelingt ihren Anhänger gerade die Sliprampe runter zu bugsieren bis Campinggäste welche offenbar eine ganze Hundezucht mitführen.

Als Krönung des Tages haben wir auf dem Achterdeck die feinen Grilladen, welche wir Tags zuvor bei Edeka in Treis einkauften, grilliert. Einmal mehr ein wahrer Gaumengenuss. Auswahl und Qualität bei Fleischwaren, insbesondere Grillfleisch erstaunt uns immer wieder in Deutschland. Wenn auch Frankreich vieles zu bieten hat, bei Auswahl und Qualität von Grillfleisch können sie Deutschland nicht das Wasser reichen. Dies wird uns im französischen Teil unserer Reise mit Sicherheit fehlen.

Nach dem Abendessen soll es heute nicht mehr all zu spät werden, wollen wir morgen ja per Bus nach Cochem. A bientot.

Donnerstag 13. Juli 2023 Hafen Senheim Moselkilometer 67.8

Die letzte Nacht war wieder sehr ruhig und auch die Temperaturen wieder im angenehmen Bereich. Bestens ausgeruht geht es nach nur einem Kaffee zum Frühstück zur Bushaltestelle in Senhals. Mit nur zwei Minuten Verspätung gemäss Fahrplan, macht der Bus einen Formel 1-mässigen Boxenstopp an der Haltestelle. Wie der Stopp, so soll auch die darauf folgende Fahrt nach Cochem in Formel 1 Manier ablaufen. Eine sportliche Fahrweise sind wir uns ja durch unsere eigenen Fahrten mit unserem deutschen Sportwagen gewohnt, in einem Regionalbus ohne Sicherheitsgurte sitzend war uns dies aber nicht mehr so geheuer. Wie dem auch sei, wir sind letztendlich doch heil und unbeschadet in Cochem angekommen.

Cochem, eine mittelalterlich anmutende Stadt und offenbar ein beliebtes Ziel für Flusskreuzfahrt- und Passagierschiffe. In den Gassen Ströme von Touristen, was uns ein wenig an einen Besuch von Mont Saint Michele während der Ferienhochsaison erinnert hatte. Mehrheitliches Ziel aller Touristen ist mit Sicherheit die Reichsburg Cochem welche über der Stadt thront. So natürlich auch unseres.

Ein wenig schade war es, dass die Besichtigung der Burg leider nur in geführten Gruppen möglich ist. Die Führung war zwar sehr interessant und der Führer wirklich mit Leib und Seele bei der Sache, dennoch wurde uns dabei ein nur sehr kleiner Teil der Burg gezeigt. Umso spannender die Geschichte der Burg. 1000 nach Chr. vom Pfalzgrafen als Zollburg erbaut, im 17. Jahrhundert von den Franzosen zerstört und im 18. Jahrhundert von einem Berliner Industriellen wieder aufgebaut, respektive in Stand gesetzt. Nach kurzweiligen 40 Minuten war die Burgführung um die Mittagszeit leider schon wieder vorbei. In der Burgschänke sahen wir es aufgrund unseres Namens als unsere Pflicht an, den “Knechtsvesper“ zum Mittagessen zu bestellen.

Zurück von der Burg in der Altstadt suchten wir erst einmal die beworbene “historische Senfmühle“ auf. Endtäuscht wurden wir leider bereits im Eingangsbereich, befindet sich dieser doch in einem Parkhaus, welches nicht im Geringsten auf einen historischen Hintergrund schliessen liess. Wie wir dann auch noch eine Stunde auf die nächste Führung hätten warten müssen, haben wir kurzentschlossen davon abgesehen. So sind wir dann im Laufe des Nachmittags wieder mit dem
Bus und Formel 1-Pilot unseres Vertrauens in Richtung Hafen zurückgefahren.

Zum Abendessen waren wir im zum Hafen und Camping gehörenden “Schnitzelhaus“. Beim Verlassen des Steges wurde die Bordfrau gehörig erschreckt. Eine Ratte in der Grösse eines kleinen Hundes war kurz vor ihr ins Wasser gesprungen. Beim genaueren hinsehen entpuppte sich die Ratte aber zum Glück als Nutria, welches mehr Angst vor der Bordfrau hatte als die Bordfrau vor dem Nutria zu haben brauchte. Das Abendessen im Schnitzelhaus war danach ganz passabel, noch ein kleiner Verdauungsspaziergang auf dem Moseldamm und es ging zurück zur Mögus. Morgen soll es weiter gehen, sehen wir einmal wie weit wir kommen.

Freitag 14. Juli 2023 Hafen Senheim Moselkilometer 67.8

Start 09:00 Uhr bei sonnigem Wetter im Hafen Senheim, mit einem Betriebstundenstand vom 4939.7. Nach exakt einer Stunde Fahrt sind wir um 10:00 Uhr bei der Schleuse St. Aldegund angekommen, wo wir danach mit zwei Schiffen der WSA zu Berg schleusen konnten. 10:45 Uhr konnten wir zur Schleuse ausfahren und unsere Fahrt Bergwärts fortsetzen.

Um Mittag rum verschlechterte sich das Wetter zunehmend und es regnete auch während einer Viertelstunde. Bei Ankunft um 13:00 Uhr an der Schleuse Enkirch war es glücklicherweise bereits wieder trocken. In der Schleuse Enkirch schleuste uns der freundliche Schleusenwärter alleine in der grossen Kammer zu Berge, wofür wir uns am Funk wie üblich bedankten.

Zur Schleuse raus folgt einige hundert Meter weiter bereits die Einfahrt zum Hafen von Traben-Trarbach, wo wir um 13:40 Uhr an einem Gästesteg von Boote Polch festgemacht haben. Hier sind wir, hier bleiben wir (zumindest vorläufig).

Etwas nach uns treffen noch weitere Boote im Hafen ein, mit welchen wir bereits im ein- oder anderen Hafen an der Mosel gelegen haben. Gleich am Steg neben uns machte die Destiny, eine 15 Meter Stahlyacht mit Hybrid-Antrieb fest. Die Destiny haben wir das erste Mal in Treis-Karden wahrgenommen, hatte Sie dort aufgrund ihrer Größe keinen Platz mehr gefunden, worüber sich die Bootseignerin lautstark ärgerte.

Der Nachmittag brachte besseres und vor allem wieder wärmeres Wetter mit sich. So verbrachten wir den Nachmittag bei kühlenden Getränken auf dem Achterdeck, bis der Skipper gegen 17 Uhr die Mögus im Hafenbüro von Frau Hanna Polch anmelden konnte. Vor dem Hafenbüro warteten bereits die Besatzungen von zwei weiteren Booten auf die Öffnung des Büros.

Das Hafenbüro. Kern des Büros eine Schiffsrumpfförmige Bartheke, dahinter ein Rolltor. Rolltor geschlossen gleich Hafenbüro geschlossen. Vor der Theke Sitzgelegenheiten. Öffnungszeiten des Hafenbüros jeweils von 17 – 19 Uhr. Mit ein wenig Verspätung trifft nach 17 Uhr Frau Hanna Polch, die Seniorchefin, im Hafenbüro ein. Bevor es zur Anmeldung geht schenkt Frau Polch auf Wunsch erst einmal Weinspezialitäten aus  der Region aus. Ein Service der bei allen Wartenden gut ankommt.

Zu Abend essen wir für einmal wieder an Bord. Wir grillieren auf dem Achterdeck, nicht ohne unsere Stegnachbarn zuvor über allfällige Geruchsbelastung durch das Grillieren vorzuwarnen. Kein Problem für unsere Nachbarn, sie wollen dasselbe mit Ihrem Besuch auch machen.

Zurück von einem ausgedehnten Verdauungsspaziergang wurden wir von unseren Nachbarn und dessen Besuch zum Apero an Bord der Destiny eingeladen. Es sollte ein gelungener Abend bei Wein und Schnäpsen mit vielen guten Gesprächen werden. Sowohl die Eigner Andrea und Frank sowie ihr Besuch Uschi und Manfred sind vom Yachtclub Darmstadt. Beide Paare wollten zusammen mit Ihren Yachten nach Holland, aufgrund eines Unfalles von Manfred war dies aber nicht mehr möglich. So kam es, dass die Destiny kurzfristig die große Sauerkrauttour antraten und Uschi und Manfred mit einem Reisemobil einige Stationen folgten.

Obwohl noch genügend Gesprächsstoff vorhanden gewesen machten sich noch vor Mitternacht alle Beteiligten auf in ihre Kojen. Uschi und Manfred treten ihre Heimreise an während Andrea und Frank weiter Moselaufwärts fahren. Wir bleiben noch eine Nacht, es regnet morgen.

Samstag 15. Juli 2023 Yachthafen Traben-Trarbach Moselkilometer 103.7

Nach einer herrlich ruhigen Nacht schlafen wir aus, bis uns um zehn Uhr fast der Rücken schmerzt.
Der Himmel beim Aufstehen bedeckt, die Zeichen stehen auf Regen. Wie schön, dass wir auf der Mögus einen “Wintergarten“ haben“. Wir frühstücken gemütlich auf dem Achterdeck und beraten uns, was wir heute unternehmen wollen in Traben-Trarbach.

Am späteren Morgen verabschieden sich Andrea, Frank, Uschi und Manfred. Ausgerechnet in dem Moment als bei der Destiny die Leinen gelöst werden fängt es an zu schütten. Wir sind froh haben wir noch eine Nacht gebucht.

Das Wetter motivierte nicht gerade zu grossen Aktivitäten, wir beschlossen deshalb während eines regenfreien Zeitfensters, den Regenradaren sei Dank, mit Fahrrädern in die Stadt zum einkaufen zu fahren. Fahrräder mussten wir nicht einmal unsere eigenen verwenden, Boote Polch stellt seinen Hafengästen kostenlos Fahrräder zur Verfügung.

Wir hatten es geschafft. Sowohl der Besuch eines Cafe und ein Einkauf bei Edeka konnte trockenen Fusses erledigt werden. Keine fünf Minuten zurück an Bord der Mögus, öffneten sich die Himmelspforten wieder und es schüttete wie aus Eimern. Das war es, heute bringt uns nichts mehr von Bord.

Morgen soll es weitergehen. Um 10:00 Uhr haben wir einen Termin mit Frau Polch an der Bootstankstelle vereinbart. Wir wollen noch Diesel bunkern bevor es weitergeht.

Sonntag 16. Juli 2023 Hafen Traben-Trarbach Moselkilometer 103.7

Aus der geplanten Abfahrt wurde leider nichts, wir haben die Weiterreise nach Bernkastel-Kues  wetterbedingt aufgeschoben. Die vorhergesagten Böen mit Spitzen bis 50 km/h sind prompt eingetreten. Bei diesen Verhältnissen macht es keinen Spass, wir bleiben eine weitere Nacht im Hafen Traben-Trarbach.

Ein grossartiges Unterhaltungsprogramm gibt es nicht, also nach Frühstück, respektive fast schon Mittagessen die Turnschuhe angezogen und los zum ausgedehnten Spaziergang. Bei der Schleuse Enkirch machten wir uns den Spass und stehen auch einmal fotografierend oben an der Schleuseneinfahrt. Wir hatten uns gewundert, die grosse Kammer wurde abgelassen ohne das weit und breit ein Schiff oder Boot zu sehen war. Erst nach geraumer Zeit kam in etwa 2 Kilometer Entfernung eine kleine Yacht hinter der Flussbiegung hervor. Im Tempo des gehetzten Affen fuhr sie in die Schleuse ein und wurde sogleich hochgeschleust.

Zurück vom Spaziergang konnten wir feststellen, dass sich in unserer Abwesenheit so einiges getan hatte im Hafen. So hatten wir an unserem Fingersteg nun die kleine Yacht neben uns und auch ein Boot von der Polch-Werft wurde eine Box weiter verlegt. Frau Hanna Polch erschien auf dem Steg und verschaffte sich einen Überblick über die Anzahl freier Plätze. Offenbar hatten sich weitere Boote telefonisch angekündigt, respektive liefen bereits in den Hafen ein. Eine Linssen Grand Sturdy 470 und eine Gruno 37 belegten nun die letzten beiden Gastliegeplätze im Hafen.

Wie üblich mussten sich alle Neuankömmlinge im Hafenbüro bei Frau Polch anmelden, bei einigen ging das Anmeldeprozedere länger, kehrten sie erst lange nach unserem Abendessen zu ihren Yachten zurück.

Den Abend verbrachten wir mit Kreuzworträtseln in unserem Wintergarten auf dem Achterdeck, während es draussen immer noch ungemütlich windete. Wir hofften sehr auf Besserung, wollen wir morgen doch mal weiter.

Montag 17. Juli 2023 Hafen Traben-Trarbach Moselkilometer 103.7

4944.0 Betriebsstunden zeigte der Zähler beim Ablegen um 08:25 Uhr im Hafen Traben-Trarbach an. Mit ungefähr 9 km/h bei 1700 Umdrehungen fuhren wir gemächlich und Diesel sparend weiter die Mosel aufwärts. Unser heute angepeiltes Ziel war Bernkastel-Kues, wo wir das weitherum bekannte Oldtimer-Museum besuchen wollen.

War es zu Anfang noch ein wenig frisch, zeigte sich je länger je mehr die Sonne und es wurde zusehends angenehmer. Am erfreulichsten, es war weitestgehend windstill. Trotz des gemächlichen Tempos erreichten wir um 10:35 Uhr die Schleuse Zeltingen in die uns der Schleusenwärter nach Aufruf über Funk sofort einfahren lies. Hinter uns folgte noch unser Nachbar von letzter Nacht, die Gruno 37. Offenbar hatte dieser den Hebel auf den Tisch gelegt um ebenfalls noch im selben Hub mit uns zu schleusen.

Um 10:57 Uhr konnten wir die Schleuse im Oberwasser bereits wieder verlassen und setzten unsere gemächliche Fahrt fort. Nicht so die Gruno, kurz nach der Schleusenausfahrt setze diese bereits zum Überholen an und zog danach von dannen.

11:40 Uhr hatten wir unser heutiges Tagesziel bereits wieder erreicht, wir fuhren in den Hafen von Bernkastel-Kues ein. Kurz darauf machten wir an einem Gaststeg des Bootsklub Bernkastel 2000 fest, wo uns die Hafenmeisterin herzlich Willkommen hiess. Festgemacht haben wir gleich neben einer Galeon 290, welche wie sich herausstellte einem Pärchen gehört, dass wir in Traben-Trarbach bereits angetroffen hatten.

Nach dem Mittagessen wollten wir uns also aufmachen das Museum zu besuchen, leider hatten wir erneut Pech. Zwar unverständlich, dass ein Museum in der Ferienhochsaison geschlossen wird, aber wenn wir es besuchen wollen ist es sicher so. Einmal mehr Plan B, also ab auf die Suche nach Mitbringsel für unsere Landcrew welche unser Zuhause hütet.  Wenigstens hierbei haben wir Glück, wir finden die eine oder andere Weinspezialität aus der Region. Auf dem Rückweg zur Mögus kehren wir in einem Restaurant ein, in welchem wir uns dann mit einem Eis über den ins Wasser gefallenen Museumsbesuch hinwegtrösten. Wir sind sicher, alle verpassten Stationen auf unserer Reise werden wir im Herbst oder schlechtesten Falls nächstes Jahr auf einer mehrtägigen Cabriofahrt aufsuchen.

Gekocht wurde auch heute wieder in der Bordküche. Zum einen wollten wir nicht noch einmal in die Stadt und zum andren hatte uns auch kein Restaurant angesprochen, welches sich zu besuchen lohnte. Morgen soll es weitergehen.

Dienstag 18. Juli 2023 Hafen Bernkastel-Kues Moselkilometer 130.6

Beim Ablegen um 08:40 Uhr im Hafen Bernkastel-Kues konnten 4947.3 Betriebsstunden vom Zähler abgelesen werden. Das Wetter war sonnig und freundlich, für einmal sogar ohne Wind. Das Wasser war Spiegelglatt. Für heute war nur eine kurze Etappe geplant, bereits um 09:50 Uhr standen wir im Unterwasser der Schleuse Wintrich.

Wieder einmal meinte es der freundliche Schleusenwärter sehr gut mit uns, wir konnten gleich bei Ankunft an der Schleuse einfahren und wurden hochgeschleust. Bereits um 10:10 konnten wir die Schleuse im Oberwasser wieder verlassen und hatten nur noch ein kurzes Stück bis zu unserem Zielhafen.

Exakt drei Stunden nach dem Ablegen erreichten wir die Marina Mittelmosel in Neumagen-Dhorn. Das obligate Anlegekölsch intus versuchten wir auf dem Achterdeck mit Tüchern ein wenig Schatten zu bekommen. Es war drückend heiss und jede Bewegung wurde zu einem schweißtreibenden Unterfangen. Trotzdem machten wir uns ein wenig später auf, um uns im Dorf ein wenig um zusehen.

Zwei drei Restaurants, ein Frisör, ein Möbelgeschäft, ein Nettomarkt und natürlich das römische Weinschiff. Das war Neumagen-Dhorn. Weiter als den Nettomarkt welcher sich auf der anderen Dorfseite befindet sind wir nicht gekommen, zu heiss. Auf dem Rückweg zur Mögus sind wir im Hotel und Restaurant Anker auf ein Eis eingekehrt.

Das Kochen des Abendessens an Bord wollten wir uns bei dieser Hitze ersparen. Also assen wir in der nahe am Hafen gelegenen Pizzeria Ausonius. Was das Essen anbelangt gibt es nichts zu meckern, beim Service ist aber noch viel Luft nach oben. Eine Dreiviertelstunde zwischen der Vorspeise und dem Hauptgang sind dann doch zu viel, abgesehen von den falsch aufgenommenen Bestellungen bei uns und anderen Gästen.

Den Rest des Abends ließen wir gemütlich angehen und gingen früh in die Kojen, hatten wir doch vor,  Morgen bei Zeiten zu einer etwas längeren Etappe zu starten.

Mittwoch 19. Juli 2023 Marina Mittelmosel Moselkilometer 152.8

4950.6 zeigte der Betriebsstundenzähler an als wir um 09:20 Uhr an der Tankstelle der Marina Mittelmosel die Leinen los machten. 46 Kilometer und zwei Schleusen stehen heute auf dem Programm.

Bei der Schleuse Detzem konnten wir für einmal nicht so schnell durchhuschen wie sonst. Aus der vom Schleusenmeister angekündigten halben Stunde wegen zwei Talfahrer, wurde letztendlich fast eineinhalb Stunden. So sind wir um 10:30 Uhr im Unterwasser angekommen und haben die Schleuse um 11:50 Uhr im Oberwasser wieder verlassen.

Kurze Zeit nach der Schleuse Detzem zeigte sich ein alter Bekannter wieder. Der Wind war zurück und sollte bis zu unserer Ankunft im Zielhafen stetig zunehmen. Relativ stark war er auch bei der Einfahrt in die Schleuse Trier, in welche wir um 14:35 Uhr zur Bergschleusung einfuhren. Hier ging es nun wieder fix, um 15:00 Uhr konnten wir sie bereits wieder verlassen. Mehr gegen den Wind als gegen die Moselströmung kämpften wir uns nun weiter hoch, bis zum Hafen des WSC Konz. Um 15:40 Uhr hatten wir zusammen mit einem Schwesterschiff der Mögus die Leinen im Hafen Konz festgemacht. Anmeldung, Anlegekölsch und zur Feier des Tages Spaghetti Alio Olio an Bord. Was könnte schöner sein.

Morgen wird wieder einmal ausgeschlafen und dann etwas für die Allgemeinbildung getan. Wir legen einen Hafentag ein und besuchen Trier.

Donnerstag 20. Juli 2023 Hafen WSC Konz Moselkilometer 199.9

Nach einem kleinen Frühstück bei Sonnenschein auf dem Achterdeck machten wir uns heute auf mit der Bahn nach Trier zu fahren. Die Bahnstation Konz Kreuz ist nur ungefähr fünfhundert Meter vom Hafen entfernt, der Zug nach Trier Hauptbahnhof fährt stündlich um viertel nach der vollen Stunde. Theoretisch, nämlich nicht wenn wir unterwegs sind.

An der Bahnstation angekommen ein grosses Schild, Streckenunterbruch wegen Gleisarbeiten bis am 23. Juli 2023. Laut Information soll ein Schienenersatzverkehr eingerichtet sein, eine Bushaltestelle auf dem angegebenen Parkplatz suchte man aber leider vergeblich. Fing ja schon wieder gut an.

Plan B, man frage einen Einheimischen wie man am besten zum Hauptbahnhof Trier komme. Nach der wagen Auskunft eines jungen Mannes sollte es noch die Station Konz Mitte geben, ob man von dieser aber nach Trier gelangt wusste er nicht. Ebenfalls soll es noch einen Bus zum Hauptbahnhof Trier in der Dammstrasse geben. Also frohen Mutes auf zur Bushaltestelle Konz Dammstrasse. An dieser angekommen folgte sogleich wieder die Ernüchterung. Es fährt gerade einmal früh morgens und spät nachmittags ein Bus zum Hauptbahnhof Trier.

Mittlerweile schon ziemlich genervt entdecken wir Oberleitungen einer Bahnlinie, welcher wir in Richtung Trier erst einmal folgen. Nach rund zwei Kilometer landeten wir beim Bahnhof Karthaus, bei welchem wir uns im ersten Augenblick nicht sicher waren, ob dieser überhaupt noch in Betrieb ist. Menschenleer, alles mit Graffitis versprüht und sehr schmuddelig könnte dieser Bahnhof gut als Hintergrundkulisse eines B-Movie Horrofilms dienen. Immerhin, wir hatten es vorerst geschafft und konnten mit dem Regional-Bummelzug die drei oder vier Stationen nach Trier Hauptbahnhof fahren.

Angekommen in der Stadt machten wir erst einmal einen ausgedehnten Bummel durch die Altstadt. Eine Fahrt mit der Touribahn, der Besuch der Porta Nigra sowie Currywurst mit Pommes gehörten für uns zum Pflichtprogramm in Trier. Die Stadt hatte uns vor allem wegen ihrer Geschichte und der damit verbunden Baukultur sehr gefallen, endtäuschte uns aber im Vergleich mit anderen bei Touristen beliebten Städten wie Hamburg, Köln oder München.

Irgendwann nachmittags hatten wir es gesehen und wollten zurück an Bord. Wir waren gespannt, wo uns der Schienenersatzverkehr in Konz abladen sollte, hatten wir ja am Morgen die Ersatzbushaltestelle nicht finden können. Wie könnte es anders sein, das gleiche Schicksal sollte uns wieder beschert sein. Nach vergeblichem Warten während ein und ein viertel Stunde  an der dürftig angeschriebenen Ersatzbushaltestelle nahmen wir uns letztendlich ein Taxi zurück zum Hafen. Ob der Schienenersatzverkehr tatsächlich existierte erschien uns länger je mehr fragwürdig, hatten wir doch mehrere Buslinienchauffeure gefragt. Keiner wusste etwas von einem Ersatzverkehr oder konnte einen Alternativvorschlag machen wie wir nach Konz zurück gelangen können.

Zum Abendessen gab es Fisch und Bratkartoffeln aus der Bordeigenen Kombüse, welches wir im Wintergarten auf dem Achterdeck zu uns nahmen. Hinsichtlich möglicher Regenschauer hatten wir vorsorglich das Verdeck über Fly und Achterdeck aufgebaut. Den Tag ließen wir auf dem Achterdeck, zusammen mit einem anderen Schweizer Pärchen, bei einem Glas Rosé ausklingen. Es waren interessante Gespräche, haben die zwei doch in der Schweiz alles hinter sich gelassen und leben seit zwei Jahren ganzjährig auf ihrem Schiff. Gegen Mitternacht löste sich die Runde auf und man verzog sich in die Kojen.

Morgen soll es, sofern das Wetter mitmacht, weiter nach Saarburg gehen. Wir werden sehen.

Freitag 21. Juli 2023 Hafen WSC Konz Moselkilometer 199.9

Ein Blick aus dem Bullauge der Achterkabine verriet, heute scheint es nix mit Weiterfahrt nach Saarburg. Auch wenn es nicht allzu weit ist bis Saarburg müssen wir nicht zwingend im Regen fahren. Also noch einmal umgedreht im Bett und weiter geschlafen.

Nach dem Frühstück hatte es zwar aufgehört zu regnen, dennoch mochten wir um diese Zeit nicht mehr aufbrechen. Zum einen hatten wir uns kurzfristig vorgenommen noch einige Einkäufe zu erledigen und zum andern wurden wir für Abends noch auf das Boot unser Schweizer Kollegen eingeladen.

Alles in allem gezwungener Massen ein weiter Hafentag, dessen Highlight zweifelsohne die gemütliche Runde auf der “Allegro“ gewesen ist. Bei zwei guten Flaschen Rotwein hatten wir es den ganzen Abend sehr lustig. Erst ein gutes Stück nach Mitternacht kehrten wir auf die Mögus zurück und schlugen uns in unsere Kojen.

Samstag 22. Juli 2023 Hafen WSC Konz Moselkilometer 199.9

Leinen los um 08:40 Uhr, mit einem Zählerstand von 4955.9 Betriebsstunden im Hafen Konz. Es sind nur wenige hundert Meter bis zur Saarmündung, wo wir um 08:45 Uhr den Saarkilometer 0 passieren.

Ähnlich wie auf der Mosel gibt es auf der Saar kaum Strömung, wir messen ungefähr 0,6 km/h. So kommen wir obwohl mit wenig Tourenzahl gefahren, relativ zügig voran, was uns aber letztendlich nichts nützen sollte. So stehen wir bereits um 09:15 Uhr im Unterwasser der Schleuse Kanzem, wo uns der Schleusenwärter schon mal psychisch auf eine längere Wartezeit vorbereitet. So sollte es dann auch kommen, erst um 11:10 Uhr verliessen wir die Schleuse im Oberwasser wieder.

Schnell hatten wir dann die restlichen fünf Kilometer bis zum Hafen Saarburg in unser Kielwasser gebracht und konnten um 11:45 Uhr die Leinen an einem Gästesteg im Hafen Saarburg festmachen. Mit der Anmeldung bei der Hafenmeisterin musste vorerst zugewartet werden. An der Infotafel angeschrieben war eine Anwesenheit ab 13 Uhr, der Belgische Gast neben uns nannte 15 Uhr und erschienen ist die Hafenmeisterin dann aber gar nicht. Anmeldung letztendlich per Couvert in den Anmeldebriefkasten. Ende aus Mickey Mouse, frei nach Bernd Stromberg.

Die Anmeldeprozedur erfolgreich gemeistert, machten wir uns auf um nach Saarburg zu spazieren. Vom Hafen aus waren es der Saar entlang ungefähr zweieinhalb Kilometer in die Altstadt, welche wir am späteren Nachmittag erreichten. Hier besuchten wir als erstes die Hauptattraktion Saarburgs, den Wasserfall im Stadtzentrum um danach auch noch zur Burgruine hoch über Saarburg aufzusteigen. Nach einem herrlichen Panoramablick folgten der Abstieg und die Suche nach einer passenden Lokalität für das Abendessen. Gefunden hatten wir unseren Gastgeber für das Abendessen im “Restaurant am Wasserfall“, in welchem wir sehr gut gegessen hatten.

Der Rückweg zur Mögus kam uns nach dem feinen Essen wie gerufen, konnten wir so immerhin ein wenig der zu uns genommenen Kalorien wieder verbrennen. Im Hafen zurück stellten wir fest, dass es zwischenzeitlich noch mehrere Gastlieger gegeben hatte. Nach acht Uhr sollte sich noch ein weiterer Gastlieger mit einer Linssen dazu gesellen, welchem wir beim Anlegemanöver behilflich  waren. Dem erfahrenen Eigner, welcher mit unerfahrener Crew unterwegs war, hatte der Wind beim ersten Anlegemanöver böse mitgespielt. So hatte er die Box unter Berücksichtigung des Windes zwar perfekt angefahren, unerwartet drehte der Wind aber komplett und sehr stark. Im zweiten Anlauf klappte es dann auf Anhieb. Beim Eigner und seinen Gästen handelte es sich wie sich herausstellte, allesamt um Eidgenossen. Sie waren daran, die Linssen von der Saar an einen neuen Liegeplatz an der Mosel zu überführen.

Den Abend genossen wir wie meist, in unserem Wintergarten auf dem Achterdeck. Zur morgigen Weiterfahrt waren wir noch unschlüssig, zu schlecht waren die Wetteraussichten. So war es nicht die hohe Regenwahrscheinlichkeit welche uns zu bedenken gab, sondern eher die zu erwartenden Böen von bis zu 60 km/h. Wir werden ausschlafen und dann den Entschluss fassen, ob weiter oder bleiben.

Sonntag 23. Juli 2023 Hafen WSC Saarburg Saarkilometer 10.5

Sonntag Ruhetag und so sollte es auch bleiben. Ein Blick nach Draussen, einer auf die Wetterapp und unser Entschluss war gefasst. Wir bleiben noch eine Nacht in Saarburg.

Mit Ausnahme eines kleinen Spazierganges verbrachten wir den ganzen Sonntag auf der Mögus, hatten wir ja das Städtchen bereits am Vortag ausgiebig inspiziert. Ansonsten wurde es einfach ein nur ganz fauler Sonntag. Bliebe noch zu erwähnen, betreffend Wetter hatten wir uns gehörig verkalkuliert. Ganz so deftig wie vorhergesagt ist es nicht gekommen, im Gegenteil, es wären optimale Voraussetzungen gewesen um weiter zu Fahren.

Montag 24. Juli 2023 Hafen WSC Saarburg Saarkilometer 10.5

4959.8 verriet uns der Betriebsstundenzähler bei der Abfahrt um Punkt 09:00 Uhr. Es war bewölkt, aber immerhin trocken. Bereits um 09:55 Uhr lagen wir im Unterwasser der Schleuse Serrig und warteten darauf 14.5 Meter zu Berge geschleust zu werden. Um 10:40 Uhr konnten wir die Schleuse Serrig im Oberwasser wieder verlassen und bedankten uns wie üblich beim Schleusenwärter.

Weiter ging die Fahrt Saaraufwärts Richtung Schleuse Mettlach, welche wir noch trockenen Fusses um 12:00 Uhr erreichten. In Betrieb war leider nur die kleine Schleuse, so wurde vor uns noch ein Ausflugsschiff zu Berge geschleust hinter welchem wir keinen Platz hatten. Trotz dieser eingeschobenen Schleusung konnten wir bereits um 13:05 Uhr weiter dem UNESCO Weltkulturerbe Saarschleife entgegen fahren.

Keine zehn Minuten aus der Schleuse raus und pünktlich zur Einfahrt in die Saarschleife öffnete der Himmel seine Pforten. Es schüttete als gäbe es kein Morgen. Einmal mehr bewährte sich unser neues Verdeck im praktischen Einsatz. Nach ungefähr einer Viertelstunde war der Spuk glücklicherweise bereits wieder vorbei.

Entgegen den weiten Tälern der Mosel schlängelt sich die Saar eher durch felsige Schluchten, der Anblick aber nicht minder schön. Nach der Saarschleife öffnet sich das Gelände bald einmal und man sieht auf ebenes Gelände mit Dörfern, Weiden und Wäldern. Die Fahrt bis zu unserem heutigen Ziel einfach nur ein Genuss.

Pünktlich zu unserer Ankunft um 14:15 Uhr im Yachthafen Merzig meldete sich unser alter Bekannter der Wind zurück. Bereits bei der engen Hafeneinfahrt war schon Konzentration gefragt, auch das Anlegemanöver rückwärts klappte nicht auf den ersten Anlauf. Im zweiten Anlauf aber konnte erfolgreich am Gästesteg angedockt werden. Landstrom, Anlegekölsch und Anmeldung. Eine mittlerweile in Stein gemeißelte Regel für uns, so auch hier in Merzig.

Nach einem kleinen Schnack mit unserem Stegnachbarn, welcher derselbe im letzen Hafen war, machten wir uns auf mit dem Hafenauto ins nahe gelegene Einkaufszentrum zu fahren. Eine super Sache, konnten wir so eine grosse Menge Getränke bunkern, welche wir zu Fuss nicht hätten schleppen können.

Zum Abendessen ging es heute Mangels Alternative, respektive mangelnder Aufmerksamkeit in die “Goldene Möwe“. Der Skipper war geschlossen und das Brauhaus haben wir übersehen, weshalb wir letztendlich in McDonalds gelandet sind.

Zurück von unserem kulinarischen Höhenflug war am Gästesteg eine kleine Privatparty im Gange. Besser als auf jedem Campingplatz ging so richtig die Post ab. Es hatte sich ein kleines feierfreudiges Grüppchen von Bootsfahrern gebildet welches am Steg friedlich feierte.

Morgen wollen wir erst einmal ausschlafen, um dann gegen elf Uhr ein Wetterfenster zur Weiterfahrt zu nutzen.

Dienstag 25.07.2023 Yachthafen Merzig Saarkilometer 44.2

Wie geplant haben wir heute sehr lange geschlafen, was uns aufgrund des starken Regens bis in die frühen Morgenstunden sehr leicht fiel. Kaum schwächte der Regen ab, brachen die Mitglieder der gestrigen Stegparty mit ihren drei Booten auf. Laut dem Rädelsführer sollte es heute bis nach Saarbrücken gehen.

Nach langem Abwiegen ob Aufbruch oder nicht, haben wir trotz schlechten Wetteraussichten um 10:10 Uhr in Merzig die Leinen los gemacht. Dies mit einem Betriebsstundenzählerstand von 4963.2. Es war zwar stark bewölkt, aber immerhin noch trocken.

Um 11:07 Uhr kamen wir bei der Schleuse Rehlingen an, wo wir wieder auf die Stegpartygäste und noch zwei holländische Boote trafen. Gesamthaft waren wir so sieben Boote und wurden alle zusammen in der großen Kammer hochgeschleust. Bereits um 11:30 Uhr verließen wir die Schleuse, was für uns einen neuen Rekord bedeutete.

Nicht lange nach Verlassen der Schleuse setzte erneut der Regen ein. Glücklicherweise nicht allzu stark und angesichts unseres vermeintlich nahen Zielhafens auch nicht weiter schlimm. Sollte man meinen. Weit gefehlt, einmal mehr strafte uns das Schicksal. Laut dem Führer für den Binnenfahrtensport des Deutschen Motoryachtverbandes sollte sich bei Saarkilometer 65.0 der Hafen des Yachtclubs Hanweiler befinden. Dieser war aber leider auf dem Kartenplotter wie auch in der Realität nirgends zu finden. Des Rätsels Lösung sollten wir weiter hinten in unserem Führer finden, zwei Seiten weiter taucht der Hafen Hanweiler nämlich wieder bei Saarkilometer 65.0 auf. Nach der Bundesgrenze, respektive nach Saarkilometer 94.1 wird die Kilometrierung abwärts bei Saarkilometer 75.6 fortgesetzt. Ärgerlich, sehr ärgerlich.

Plan B. Weiterfahrt Richtung Saarbrücken und eventuell in Völkingen bei den Stahlwerken am Gästesteg anlegen. Im Nacken immer das Wetter, dass sich zunehmend verschlechterte. Schon kurz nach dem verschwundenen Hafen erreichten wir um 12:33 Uhr die Schleuse Lisdorf, in welche wir erneut mit den anderen sechs Booten hochgeschleust wurden. Um 13:15 Uhr konnten wir die Schleuse Lisdorf im Oberwasser bei mittlerweile strömenden Regen wieder verlassen. Ganz eilig hatten es plötzlich die beiden holländischen Boote, legten diese doch nach der Schleuse die Hebel auf den Tisch und zogen an allen anderen vorbei. Weshalb offenbarte sich einige Kilometer später, hatten sie sich doch einen (gratis)Anleger gesichert.

Wie wir auf Höhe des Gästeges der Stahlwerke waren, hatte der Regen seinen Höhepunkt erreicht. Aufgrund der widrigen Verhältnisse und der fehlenden Infrastruktur entschieden wir uns weiter nach Saarbrücken zu fahren. So erreichten wir um 14:54 Uhr die Schleuse Saarbrücken, wo wir im Friesennerz bei strömenden Regen zu Berge geschleust wurden. Um 15:30 Uhr konnten wir aus der Schleuse ausfahren, wobei sich das Wetter aber nicht bessern wollte. Eine Stunde später machten wir dann immer noch bei strömenden Regen, im Osthafen von Saarbrücken fest.

Von der Anlegeroutine wurde heute für einmal abgewichen. Vor lauter Nässe fehlte dem Skipper für einmal die Lust auf sein Anlegekölsch. Nach der Anmeldung und der Entrichtung der Liegegebühr für zwei Nächte wurde bald einmal das Abendessen zubereitet. Bei grillierten Fleisch und Knoblauchbrot kamen wir wieder zu Kräften. Bäume werden heute keine mehr ausgerissen, wir schlagen uns bald einmal in die Kojen.

Mittwoch 26. Juli 2023 Hafen MBCS Saarbrücken Saarkilometer 90.1

Nach einem langen und erholsamen Schlaf machte sich der Skipper auf, in der nahegelegen Grossbäckerei Brot und Croissant einzukaufen. Die Skipperin drehte sich derweil noch einmal in der Koje. Wie es sich in den Ferien gehört, gehen wir es gemütlich an und so haben wir uns für heute nur das allernötigste vorgenommen.

Spät am Morgen machen wir uns als erstes daran Unmengen von Pfandflaschen abzugeben, verlassen wir ja bald Germanien und fahren in Gallien weiter. Da es in Frankreich nicht mehr möglich sein wird, müssen wir diesbezüglich noch in Deutschland klar Schiff machen. Programmpunkt Nummer zwei, wir müssen uns einen mobilen WLAN Hot Spot besorgen, da unser Datenvolumen auf dem Handy aufgebraucht ist. Passenderweise haben wir hierfür einen Media Markt vor Ort. Programmpunkt Nummer drei ein Baumarkt. Im Hornbach besorgen wir uns Trinkwasserkanister, Ladegerät, 12 V Druckluftkompressor und Abdeckplanen.

Mit reicher Beute beladen kehren wir am späteren Nachmittag zur Mögus zurück. Fortan sind wir mit verschieden Installationen beschäftigt, wovon am meisten Zeit die Aktivierung der Prepaid SIM-Karte in Anspruch nimmt. Ein recht schwieriges Unterfangen ohne Deutschen Wohnsitz, letztendlich sollte es aber dennoch klappen und so sind die weiteren Berichte auf unserer Website bis auf weiteres gesichert.

Nach dem Abendessen an Bord machten wir uns daran das Verdeck auf dem Achterdeck abzubauen. Morgen soll es weitergehen und die niedrigste Brücke welche es zu passieren gilt hat eine Durchfahrtshöhe von 3.96 Meter. Hierfür werden wir dann auch noch den Geräteträger ablegen und das Flyverdeck abbauen.

Der Zeitpunkt zur Weiterreise könnte besser sein, leider wechselt die Wettervorhersage andauernd und irgendwann müssen wir weiter. Wir sind auf eine regnerische Weiterfahrt eingestellt, mal sehen wie es kommt.

In diesem Sinne, bis morgen.

Donnerstag 27. Juli 2023 Hafen MBCS Saarbrücken Saarkilometer 90.1

Was wir befürchtet haben ist eingetreten. Fast die ganze Nacht hat es geschüttet wie aus Kübeln. Gegen zehn Uhr sollte es laut Wetterradar für ungefähr eine Stunde trocken bleiben, weshalb wir um 09:45 Uhr bei (nur noch) leichten Nieselregen die Leinen los machten. Bei Abfahrt hatten wir 4969.0 Betriebsstunden auf dem Zähler.

Nur gut 25 Minuten nach unserer Abfahrt in Saarbrücken erreichten wir um 10:10 Uhr die Schleuse Güdingen. Innert 15 Minuten wurden wir hier 2.41 Meter hochgeschleust und konnten unsere Fahrt die Saar hoch fortsetzen. Leider setzte schon kurz nach der Schleuse der nächste Regenschauer ein und dies nicht zu knapp. Nach kurzer Fahrt waren wir bei strömendem Regen an der ersten französischen Schleuse, die Nr. 30, angekommen. Hier wurden wir automatisch erkannt und wie von Geisterhand öffnete sich die Schleuse für uns. Bei strömendem Regen schleusten wir 2 Meter hoch und konnten oben angekommen im Schleusenhäuschen eine Fernbedienung  abholen. Lustig, am Häuschen gibt es einen Auswurfschacht und kurz vor Erreichen des Häuschens purzelte die Fernbedienung  in den Schacht. Mit der Fernbedienung konnten darauf die Schleusentore geöffnet werden. Ging alles recht fix.

Immer noch bei strömenden Regen setzten wir unsere Fahrt weiter und erreichten alsbald die Schleuse Nr. 29, welche wir mit der Fernbedienung  auch wieder relativ fix durchliefen. Hier schleusten wir 2.24 Meter hoch.

Begleitet vom Dauerregen fuhren wir weiter Richtung Saargmünd, wo wir uns für nach dem Mittag telefonisch bei der VNF zwecks Kauf einer Vignette angemeldet haben. Überraschend standen wir nach einer Flussbiegung plötzlich nahe der Schleuse Nr. 28. Fernbedienung zur Hand und “Montant“ gedrückt …… nichts ging. Keine Reaktion, die Signalisation blieb unbeeindruckt auf Rot stehen. Nach mehreren erfolglosen Versuchen wollten wir an einem freien Anleger des Yachtclubs Hanweiler festmachen um uns dort zu informieren. Offenbar wurden wir bei der Ansteuerung beobachtet, ein netter Herr rief uns aus einem Fenster des Vereinsheimes zu, wir hätten offenbar den Teleporter weiter vorne verpasst. Eine Kehrtwende und zweihundert Meter zurück, da war der Teleporter. Wir hatten diesen vor lauter Regen übersehen. Erneut Montant gedrückt und siehe da, ein oranges Blinklicht signalisierte den Empfang unserer Schleusenanforderung. Im Nu haben wir die 1.29 Meter Bergschleusung hinter uns gebracht und konnten kurz danach beim Club Nautique L’eau-Reine in Saargmünd am letzten freien Gästeplatz festmachen.

Gleich nach dem festmachen wurden wir vom diensthabenden Kassier des Clubs willkommen geheissen und es wurde uns alles erklärt. Ein Halt im Club Nautique Saargmünd ist nicht nur wegen der guten Infrastruktur zu empfehlen. So fehlt es weder an Einkaufsmöglichkeiten noch an guter Restauration. Der Skipperin hatten insbesondere die schönen, mit Musik untermalten Duschen gefallen.

Von unserem Liegeplatz aus war es nicht weit bis zum Büro der VNF. Einmal über die Fussgängerbrücke ans andere Ufer und danach die Saar weiter hoch, schon waren wir da. Für die Monats-Vignette berappten wir € 133, was quasi einem Vorzugstarif entspricht. Der nette VNF Mitarbeiter hatte uns nämlich den Tarif für ein Boot bis 10.99 Meter berechnet, andere Jahre mussten wir für 11 Meter bezahlen was teurer war. Nach einem netten Schwatz mit dem VNF Mitarbeiter verliessen wir das Büro um eine Vignette reicher.

Gleich vis-a-vis der VNF gab es einen großen Intermarche. Da wir seit morgens noch nichts gegessen hatten wollten wir dies in einem Bistro im Intermarche nachholen. Pusteblume, warme Küche nur bis vierzehn Uhr.  Also ein Stück Pizza aus dem Schnellbackofen und ein Getränk, das musste reichen bis zum Abendessen. Zum Abendessen und auch für das morgige Frühstück hatten wir uns noch zwei feine Baguettes im Intermarche gekauft, was wir aber auf dem Rückweg an Bord leicht bereuten. Wir machten den Fehler, beim Restaurant gleich über unserem Liegeplatz die Speisekarte zu studieren. Hätten wir das vorher gemacht hätten wir nur Brot für das Frühstück gekauft. Auch unser Abendessen bestehend aus Chili con Carne aus der Dose mit frischem Baguette mundete uns sehr.

Der Abend sollte sich nicht anders zeigen als der ganze Tag bereits. Regen, Regen und noch einmal Regen. So genossen wir halt die Gemütlichkeit unter Deck der Mögus. Mit Lesen, Schreiben und Musikhören ließen wir den Abend ausklingen. Morgen soll es (trotz weiter angekündigten Regen) auf dem Saar-Kohle-Kanal nach Wittring gehen.

Donec cras.

Freitag 28. Juli 2023 Anleger Club Nautique L’eau-Reine Saargmünd Saarkilomter 64.4

Bereits um 08:15 Uhr wurde der Skipper von der Skipperin aus dem Land der Träume geholt. Frau hatte auf dem Wetterradar eine Leichtregenphase ausgemacht, die es galt zur Weiterfahrt nach Wittring zu nutzen. Also raus aus den Federn und 08:35 Uhr mit einem Zählerstand von 4971.9 am Anleger in Saargmünd losgemacht.

Nur gerade fünf Minuten später standen wir bereits vor der Schleuse Nr. 27 und Wunder oh Wunder, dies sogar ohne Regen. Weitere vier Schleusen sollten heute noch folgen, haben wir uns für heute ja eine nicht so lange Etappe vorgenommen. Mit etwas Glück sollte es zu schaffen sein, diese trocken zu bewältigen.

So sollte es dann auch sein. Gemächlich fuhren wir auf dem kleinen Saar-Kohle-Kanal durch eine liebliche Landschaft weiter aufwärts. Bereits um 11:15 Uhr konnten wir in Wittring an einem Anleger festmachen. Super, wir hatten es trocken nach Wittring geschafft. Wir sind ja mittlerweile mit wenig zufrieden, schöner wäre es aber trotzdem bei besseren Wetterverhältnissen.

Nicht lange nach dem Festmachen und Anmelden in der Capitanerie sollte es wieder zu Giessen anfangen. Wie gehabt sollte es Sturzbachartig Regnen. Je nasser draußen umso gemütlicher drinnen, also nahmen wir erst einmal unser verspätetes Frühstück zu uns.

Bei der nächsten Trockenperiode (welche zuweilen sehr kurz sein können) wollten wir uns noch ein wenig die Beine vertreten. Für alle Fälle mit Regenjacke und Schirm ausgerüstet ging es dann irgendwann nachmittags auf ins Dorf. Als erstes fiel uns die riesige Kirche auf, angesichts der nur ungefähr 750 Einwohner ein ganz stattlicher Bau. Wie wir weiter ostwärts auch noch ein Schild zum Bahnhof entdeckten waren wir doch recht beeindruckt. Diesen Bahnhof wollten wir sehen, haben ihn dann auch gefunden. Sowohl Bahnhof wie auch Güterschuppen waren nicht mehr für die Bahn in Betrieb sondern wurden offenbar schon länger zur privaten Nutzung veräußert. So werden beide Gebäude zum Wohnen genutzt. Bahnsteig und Schienen haben offenbar seit Jahren keinen Zug mehr gesehen. Schnell hatten wir das ganze Dorf danach umrundet, viel zu sehen gab es nicht. Menschenleer zeigte sich uns diese Ortschaft.

Ausser dem Hafen und einem Restaurant direkt beim Hafen gab es nichts. Keine Post, keinen Laden einfach nichts. Somit war uns auch klar, weshalb uns der Hafenmeister dringend geraten hatte im Restaurant zu reservieren, wenn wir dann dort essen wollten. Der Tipp war gut, abgesehen davon, dass es die einzige Lokalität weit und breit war, isst man auch noch sehr gut im “Victoria“. Man kann es nur weiterempfehlen.

All zu spät sollte es nach dem Abendessen nicht mehr werden, wir gingen für unsere Verhältnisse relativ früh in die Kojen. Die Strategie für die morgige Weiterfahrt sah als Ziel den Hafen Harskirchen oder sollte das Wetter mitspielen sogar Mittersheim vor.

Wir werden sehen.

Samstag 29. Juli 2023 Anleger Club Nautique L’eau-Reine Wittring Saarkilometer 50.0

4974.6 Stunden waren dem Zähler bei der Abfahrt um 08:30 Uhr in Wittring zu entlocken. Laut Prognose der Skipperin, welche sich mittlerweile zum Wetterfrosch entwickelte, sollten wir eine längere Trockenphase für die Weiterfahrt erwischen können. Also mit gelegtem Geräteträger und gesenkter Flybimini durch die erste Schleuse direkt beim Hafen.

Es sollte eine schöne Fahrt mit gesamthaft 9 Schleusen für heute folgen. Das Wetter hielt stand und wir wurden nicht nass. Einzig der Wind war heute wieder stärker, was bei der einen oder anderen Schleusenausfahrt für Schweissperlen auf Skippers Stirn sorgen sollte. Nach unserem Empfinden war dies der schönste Streckenabschnitt auf dem Saar-Kohle-Kanal. Der Kanal gesäumt von Wäldern und plötzlich wieder weitläufigen Ebenen wo Kühe, Pferde oder Ziegen weideten.

In einem Waldabschnitt kam es, dass wir unbewusst ein Leben retten konnten. So hatten wir Meister Reineke einen Strich durch seinen perfiden Plan gemacht, als sich dieser eine junge Ente zum Mittagessen holen wollte. Völlig im Jagdeifer auf seine mutmassliche Beute fixiert, hatte der Fuchs nicht bemerkt, wie wir uns mit Mögus annäherten. Kurz bevor er zuschlagen konnte erspähte er uns nur wenige Meter von ihm entfernt und suchte erschrocken das Weite im Wald.

Beim passieren eines riesigen Sonnenblumenfeldes mit Windrädern dahinter hatten wir ein Dejavue. Wer kennt sie nicht die vielleicht etwas fragwürde Kleinkinderserie “Teletubbies“, welche um die Jahrtausendwende im Fernsehen lief.

Gegen 14:15 Uhr hatten wir dann unsere letzte Schleuse für heute passiert und standen bereits im Hafenbecken des Port de Plaisance de Mittersheim. Rechtzeitig auf das Anlegemanöver hatte der Wind noch einmal eine Schippe zugelegt. So musste nach dem zweiten Versuch das Vorhaben rückwärts anzulegen, abgebrochen werden. Noch einmal vorwärts angesetzt und mit der freundlichen Hilfe eines Luxembourgischen Pärchens sicher festgemacht.

Um noch Brot für morgen Sonntag zu besorgen und auch noch ein wenig die Füsse zu vertreten machten wir uns bald einmal auf ins Dorf. Dort sollte es eine Bäckerei haben, welche auch noch weitere Lebensmittel im Sortiment führt. Auf dem Weg dorthin fiel uns eine Figur auf, welche als “Stangenrutscher“ angeschrieben war. Dieser musste natürlich fotografiert werden, auch wenn wir dessen Bedeutung nicht kannten. Gesagt getan, schon wurden wir von einem netten alten Mann aus dem Dorf angesprochen. Einen Stangenrutscher nannte man früher die Bootsleute, welche sich mit ihren Booten mittels Stangen im Kanal fortbewegten. Der nette Herr wusste noch die ein und andere Anekdote, flugs hatten wir eine halbe Stunde geplaudert ehe wir zur Bäckerei weiterzogen.

Den kleinen Einkauf erledigt, suchten wir auf Anraten des netten Herren ein altes Waschhaus auf. In diesem wuschen früher die Frauen des Dorfes ihre Wäsche, während sich die Männer gleich nebenan mit Kegeln vergnügten. Nix mit Emanzipation.

Zurück an Bord machten wir bald einmal das Abendessen bereit, dies bestand heute wieder einmal aus Fleisch vom Grill. Es war immer noch trocken und so grillierten wir auf dem Achterdeck und assen dann aber in der Pantry. War auch gut so, später fing es doch noch leicht an zu regnen.

Morgen geht es weiter, hoffentlich auch wieder bei “relativ“ guten Wetterverhältnissen. Bis morgen, Tschüss.

Sonntag 30. Juli 2023 Port de Plaisance Mittersheim Saarkilometer 20.0

Langsam aber sicher gehen uns die Einleitungen betreffend der Betriebsstundenzählung aus, deshalb simpel 4980.3 bei der heutigen Abfahrt um 09:15 in Mittersheim. Auf dem Programm standen für heute gerade einmal achtzehn Kilometer Wegstrecke, dafür aber rund dreizehn Schleusen, welche es jeweils hoch zu schleusen galt.

Geplant wäre die Abfahrt eigentlich für neun Uhr gewesen, beim Klönschnack mit unseren Stegnachbarn letzte Nacht hatten wir aber die Zeit aus den Augen verloren. So machten wir uns halt verspätet auf zum Schleusenmarathon. Mit dem Wetter schienen wir Glück zu haben, nach den erneuten Sturzfluten von letzter Nacht konnte ja eigentlich auch gar kein Wasser mehr im Himmel sein. Wenn schon kein Regen, dann aber sicher viel Wind und dieser immer im ungünstigsten Moment. Der ungünstigste Moment beim Hochschleusen ist bei der Ausfahrt aus der Schleuse, so hatten wir heute oft mit drehenden Winden bei der Ausfahrt zu kämpfen.

Auch die Schleusen selbst waren heute recht fordernd. Nebst dem, dass sich die Auslösestangen mal an Backbord und dann wieder an Steuerbord befinden, sind auch die Abstände und Positionen der Poller gerne unterschiedlich. Je nach Einlassmenge einzelner Schleusen konnte es mit unseren 11 Tonnen Stahl zuweilen recht anstrengend werden, man hatte fast schon das Gefühl am Wellenreiten zu sein.

Beschreiben müsste man den heutigen Tag eigentlich mit “vor der Schleuse ist nach der Schleuse“. Meist sind wir keinen Kilometer bis zur nächsten Schleuse gefahren. Wenn es mal einen längeren Abschnitt gab, war dieser landschaftlich aber sehr reizvoll. Der Kanal verlief nämlich meist zwischen zwei Seen, sogenannten Etangs. Was die Fauna anbelangt, so hatten wir heute auch noch eine Begegnung mit der bekannten und berüchtigten “Saar-Anaconda“ nach einer Schleuse gemacht. Zum Beweis das Foto nachfolgend.

Gegen vierzehn Uhr hatten wir dann endlich unser Tagesziel erreicht, wir liefen bei Kilometer 2.2 in das Hafenbecken des Port du Houillon ein. Hier sollten wir aber noch einmal gefordert werden, der Wind gab noch einmal alles her. Es brauchte wiederum zwei Anläufe bis Mögus sicher am Steg festgemacht war. Darauf unser Bimini auf der Fly wieder aufzustellen hatten wir aufgrund des extrem starken Windes verzichtet, hatten wir doch Angst, dass dieses Beschädigt werden könnte.

Nach den ganzen Strapazen war erst einmal ein kleiner Happen und Erholung angesagt. Der Hafenmeister, respektive der Leiter der Charterbasis sollte laut Infotafel von
17 – 19 Uhr vor Ort sein, erschienen ist er dann jedoch erst gegen halb sieben. Gegen Abend kamen dann auch noch unsere Stegnachbarn aus dem letzten Hafen an, so konnten wir uns revanchieren und ihnen beim Anlegen neben uns behilflich sein. Wie es sich gehört, hatten die beiden Skipper darauf ein Anlegebier und die Damen ein Glas Sekt zu sich genommen.

Bei unseren Nachbarn handelt sich um ein Pärchen aus Luxembourg, welches mit ihrer Linssen Grand Sturdy 410 von ihrem Heimathafen in Schweich an der Mosel aus die kleine Sauerkrauttour abfahren. Das erste Mal hatten wir die beiden im Hafen Saarbrücken getroffen, werden sie bis Strassbourg sicher das ein oder andere Mal noch antreffen.

Gekocht und gegessen wurde heute an Bord, sind wir hier doch schon ziemlich in der Pampas und in der näheren Umgebung keine Lokalität ersichtlich. Für morgen stehen die Wetteraussichten gut, wir sehen vor das Hebewerk in Arzviller zu erreichen. Bis morgen dann.

Montag 31. Juli 2023 Port du Houillon Saarkilometer 2.2

Start im Port du Houillon mit einem Zählerstand von 4985.4 bei windigen Verhältnissen. Port du Houillon klingt etwas großspurig, handelt es sich dabei doch lediglich um eine Charterbasis von Les Canalous mitten in der Pampas, ohne jegliche Infrastruktur drum herum.

Nur eine Viertelstunde später standen wir bereits in der Einmündung in den Rhein-Marne-Kanal. Tschüss Saar-Kohle-Kanal, Hallo Rhein-Marne-Kanal. Ab hier geht es mit der Kilometerzählung bei 228 weiter aufwärts, wobei wir aber bei den Schleusen Talwärts fahren werden.

Erst einmal haben wir heute aber ein gutes Stück ohne irgendwelche Schleusen vor uns. Wir genießen die Fahrt in der lieblichen Umgebung sehr, auch wenn uns ab und an mal ein unschöner Geruch aus dem braunen Wasser in die Nase steigt. Aber wir wollen nicht jammern, sind wir doch sehr erfreut, dass wir bis jetzt mit einem Meter Tiefgang immer noch mindestens 80 Zentimeter unter dem Kiel hatten.

Kurz vor Erreichen des Tunnel Niderviller hatten wir heute unsere erste Begegnung mit Charterbooten, respektive deren Fahrer. Ungeachtet dessen, was von links oder rechts kommen könnte, fuhr uns ein Charterpilot aus der Marina kommend vor den Bug. Das ganze Manöver nur, um dann zuerst fast mit der linken Kanalwand und kurz darauf der rechten Kanalwand zu kollidieren. Danach ging es in Schlangenlinien Richtung Tunnel, bis ihn vor dem Zufahrtsbecken der Mut verließ und er Andeutungen machte wir sollen überholen.

Positionslichter an und schon ging es dann in den ersten von zwei Tunnels. Die 475 Meter wir recht zügig hinter uns gebracht, vor allem weil wir uns nicht an die eigentlich vorgeschriebenen 4 Km/h halten konnten. Im Standgas mit 1000 U/min laufen wir bereits etwa 5,5 Km/h, was Mögus auch braucht um entsprechenden Ruderdruck zum Manövrieren bereit zu stellen.

Aus dem Tunnel raus, um eine Biegung und vor der nächsten Tunneleinfahrt steht ein uns bekanntes Schiff in Warteposition. Es ist der Seniorchef der Karcher Werft Freistetten mit seiner “Pirat“, ein 21 Meter langes Wohnboot mit 5 Meter Breite. Dann wurde es spannend, aus dem Tunnel kam nämlich ein weiteres Großkaliber. Eine zu einem Hotelschiff umgebaute, ungefähr 30 Meter lange und ebenfalls etwa 5 Meter breite  Penische tauchte aus dem Tunnel auf. Es wurde eine ziemlich enge Kiste, sowohl Senior Karcher wie auch der Penischenkapitän meisterten das Manöver aber profihaft. Lustiges Detail, während des ganzen Manövers der Penische war eine Servicekraft im überdachten Bug der Penische fleißig am Staubsaugen.

Die Passage des zweiten Tunnels mit einer Länge von 2360 Metern sollte etwas mehr Zeit beanspruchen. Der Pirat vor uns hatte mit seinem mächtigen Schiffsdiesel wohl weniger Mühe die 4 Km/h exakt einzuhalten, während wir immer wieder auskuppeln mussten um nicht zu dicht auf die Pirat aufzufahren. Der Schiffsdiesel der Pirat brummte gewaltig und erschütterte den Tunnel, nebst einer Menge Abgase welche uns wiederum um die Nasen flogen. Nach rund 20 Minuten hatten wir den zweiten Tunnel dann auch hinter uns.

Weiter ging darauf die Fahrt zum Hebewerk Arzviller, wo wir um 12:40 Uhr hinter der Pirat in Warteposition zur Talfahrt mit der “Badewanne“ festgemacht hatten. Auf eine längere Wartezeit eingestellt wurden wir positiv überrascht, hatte uns eine Mitarbeiterin vorgezogen um mit der nächsten Talfahrt mitzufahren. Da Senior Karcher mit seinen 21 Metern keinen Platz mehr hatte konnte Mögus mit ihren schlanken 11 Metern noch mitfahren.

Fünfzehn Minuten später waren wir eine Erfahrung reicher und 44,5 Meter tiefer. Im Unterwasser konnten wir die Badewanne verlassen und weiter unseres Weges Richtung Lutzelbourg ziehen.

Alsbald standen wir vor der ersten, der heute noch zu bewältigen vier Schleusen. Hier und in den weiteren Schleusen sollten wir es noch einmal mit Chartergästen zu tun bekommen. Eine Familie war mit ihrem zwölf Meter Le Boat maßlos überfordert. Nachdem sie erst einmal mit voller Wucht vorwärts in den Betonquai und dann rückwärts ins andere Ufer gefahren waren, standen sie nun quer zur noch geschlossenen Schleuse. Nachdem wir kurz festgemacht hatten, konnten wir helfen das Charterboot wieder in Fahrtrichtung zu bringen.

Nach einem kleinen Exkurs, was die Signale bei der Schleuse zu bedeuten haben und was in der Schleuse zu tun ist und was nicht konnte es losgehen. Während diese für uns erste Talschleusung seit langem recht entspannend war, mussten die Chartergäste wohl Blut und Wasser geschwitzt haben. Erschreckend, ohne unsere Instruktionen hätten sie das Boot zur Talschleusung festgemacht. Da fragt man sich schon, was wird der Charterkundschaft bei Übergabe eines Bootes mitgegeben?

Drei weitere Schleusen sollten noch folgen, die Chartergäste konnten sich das ein oder andere bei uns abschauen und wurden langsam sicherer. Dennoch waren wir froh, als wir im Port Central Lutzelbourg angekommen, endlich festmachen konnten. Unsere Mitschleuser fuhren weiter, müssen sie ihr Charterboot offenbar demnächst in Strassbourg abgeben. Gute Reise.

Mögus sicher vertäut, stellten wir als erstes das Bimini auf der Fly, sollte es doch heute Abend und auch nachts wieder regnen. Dann wurde erst mal ein Happen gegessen, hatte es ausser einem Joghurt zum Frühstück noch nichts Richtiges gegeben. Bei Melone, Brot, Fleisch und Käse auf dem Achterdeck liessen wir es uns gut gehen. Etwas windig zwar, aber nicht weniger schön. Dank direkter Sicht zur Schleuse konnten wir den Berg- und Talfahrenden Charterbooten zusehen, Schleusenkino halt.

Abends gab es noch einen kleinen Spaziergang im überschaubaren Lutzelbourg, in dessen Verlauf wir dann auch noch unsere Luxemburgischen Nachbarn aus dem letzten Hafen fanden. Wir hatten ihnen einen Platz hinter uns freigehalten, aber sie hatten uns offenbar nicht gesehen und schon vor uns am Quai festgemacht. Sollten wir uns morgen in Saverne treffen, so gehen wir zusammen Abendessen.

Morgen soll es weitergehen, Saverne ist unser anvisiertes Ziel. Die Wetteraussichten sind nicht die besten, wir machen es trotzdem.

Dienstag 1. August 2023 Port Central Lutzelbourg Rhein-Marne Kilometer 258.7

Dachten wir gestern noch es geht nicht schlimmer, so wurden wir eines Besseren belehrt. Vergessen unser prahlerisches “wir machen es trotzdem“. Bereits morgens um vier Uhr wurden wir durch Sturmböen aus dem Schlaf geholt. Es half nichts, wir mussten aufstehen und Mögus ein engeres Korsett mittels einer zusätzlichen Spring anziehen. Wie uns der Wind nicht mehr viel anhaben konnte, setzte halt der Regen wieder ein. So sollte es dann bis Mittag auch bleiben. Die heutige Weiterfahrt war definitiv gestrichen, leider steht auch die morgige auf der Kippe.

Nach dem Mittag setzte der Regen dann irgendwann einmal aus und es war nur noch windig. Diesen Moment nutzten unsere Luxemburgischen Kollegen und verholten ihr Schiff auf den freigehaltenen Platz hinter uns. Umparkiert und sturmsicher vertäut machten wir uns dann zusammen zu einem Spaziergang zur Burgruine oberhalb von Lutzelbourg auf.

Auf der gut erhaltenen Ruine angekommen hat man eine schöne Aussicht auf die Ortschaft und den sich durch das Tal schlängelnde Rhein-Marne-Kanal. Die Aussicht noch ein wenig genossen, machten wir uns alsbald wieder auf den Rückweg.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir an Bord, bis wir abends im einzigen Restaurant der Ortschaft essen gingen. Die Speisekarte des Hotel Restaurant des Vosges führt hauptsächlich typisch regionale Gerichte, bei uns würde man gutbürgerliche Küche dazu sagen. Satt und froh darüber, dass wir für einmal den Abwasch nicht selber machen müssen, traten wir den Rückweg an.

Ausklingen liessen wir den Abend für einmal nicht bei uns an Bord, bei einer guten Flasche Wein machten wir es uns auf dem Achterdeck der Saphir gemütlich. Bis spät in die Nacht hatten wir uns blendend unterhalten. Alle waren wir uns einig, eine Weiterfahrt macht bei den weiteren Wetteraussichten auch morgen keinen Sinn. Wenn auch fast nicht zu glauben sollen Wind und Regen morgen noch einmal zulegen. Na dann Prost.

Mittwoch 2. August 2023 Port Central Lutzelbourg Rhein-Marne Kilometer 258.7

Wo kommt das ganze Wasser her? Ein weiterer Tag an welchem sich sintflutartige Regenschauer mit beinahe orkanartigen Böen abwechseln. Bereits morgens war klar, wir werden heute nicht oft einen Fuss von Bord setzen. Einzige Ausnahmen, wenn die Kasse für den Strombezug gefüttert werden muss oder wenn wir kurz beim Bäcker Brot holen. So kam es, dass wir es uns an Bord gemütlich machten und den Tag mit Bordkino, Spielen und Lesen verbrachten. Einziger Höhepunkt, wir wurden Zeugen der Naturgewalten als (zum Glück) am gegenüberliegenden Ufer ein ungefähr zwanzig Meter hoher Baum von einer Windböe unter lautem Getöse gefällt wurde.

Nach einem leckeren Abendessen aus der Bordküche und einem lustigen Eberhöfer-Krimi gingen wir bald einmal in die Kojen. Mit unseren Luxemburger Kollegen wollen wir morgen mit der Bahn nach Strassbourg, da es immer noch keinen Sinn macht weiter zu fahren.

Donnerstag 3. August 2023 Port Central Lutzelbourg Rhein-Marne-Kilometer 258.7

Die Nacht war in Folge des Unwetters anstrengend, wir haben eher schlecht als recht geschlafen. Die Böen kamen immer wieder aus anderen Richtungen, so drückten sie unser Boot im einen Moment auf das Quai um es im andern Moment wieder vom Quai weg zu drücken. Zur Abwechslung dann auch mal stramm von vorne, was die gut gespannten Festmacher in Schwingungen versetzte und im Boot deutlich zu hören war. Gekrönt wurden diese akustischen Leckerbissen dann und wann von einem quietschen der massiven Festmacherringe im Quai. Genug des Nörgelns, wir waren sicher festgemacht und haben die Unwetter bis anhin schadlos überstanden. Das ist an sich das wichtigste.

Nach dem Frühstück ging es also zu Fuss zum Bahnhof Lutzelbourg, von wo aus wir mit der Bahn eine halbe Stunde später in Strasbourg eintrafen. In Strasbourg angekommen ging es durch Petit France zum Münster Strasbourg, wo wir es uns trotz Höhenangst der Männer nicht nehmen liessen dieses zu besteigen. Über 332 Stufen erreichten wir die Aussichtsplattform, wo es neben der atemberaubenden Aussicht auch noch die Lastenräder (Hamsterräder für Menschen um Steinblöcke in die Höhe zu befördern) und die Nachbildung eines Uhrwerkes zu bestaunen gab.

Den Abstieg vom Münster, wenn auch mit wackligen Beinen, geschafft machte sich langsam aber sicher der Hunger bemerkbar. Vorausschauend hatten wir im “L‘Ancienne Douane“  zum Mittagessen reserviert. Das Restaurant können wir nur empfehlen. Wir haben vorzüglich und in einem sehr ansprechenden Ambiente gegessen. Die Speisekarte typischerweise mit allerlei Elsässer Spezialitäten und die Inneneinrichtung mit einem altehrwürdigen, fast mittelalterlichen Flair. Und das Ganze auch noch zu absolut fairen Preisen.

Um das reichliche Essen zu verdauen spazierten wir danach durch die Altstadt, respektive einen kleinen Teil dieser. Mit Kanälen durchzogen und von mit Blumen geschmückten Fachwerkhäusern gesäumt präsentierte sich uns Strasbourg trotz schlechtem Wetter von seiner schönsten Seite.

Am späten Nachmittag traten wir dann die Rückreise an, wobei uns die SNF pünktlich (im Gegensatz zu unserer Erfahrung mit der Deutschen Bahn) und sicher nach Lutzelbourg zurück brachte. Auf dem Weg vom Bahnhof zurück zum Liegeplatz mussten wir feststellen, dass es hier kurz zuvor wieder heftig geregnet haben muss. So waren aus Wegen und von Hängen Kies und Erde auf die Strasse gespült  worden. Super, sollte eigentlich nach Prognose nicht so sein.

Kaum zurück an Bord war es dann erneut soweit, es fing wieder an zu regnen. Raus müssen wir heute ja zum Glück nicht mehr, für morgen haben wir uns vorgenommen weiter nach Saverne zu fahren. Dies auch bei Regen, nicht aber bei Starkwind. Wir werden sehen was kommt, den Prognosen ist nicht mehr zu trauen.

Freitag 4. August 2023 Port Central Lutzelbourg Rhein-Marne-Kilometer 258.7

Mit einer Betriebsstundenanzeige von 4991.0 ging es um 10:30 Uhr mit rund einer Stunde Verspätung endlich weiter. Leider, wer hätte es anders erwartet, bei miesesten Wetterverhältnissen. Geplant war unser Start zusammen mit unseren Luxemburger Freunden eigentlich um halb Zehn, weshalb wir dann auch fix um diese Zeit die Leinen los geworfen haben. Just in diesem Moment setzte dann natürlich wieder Regen ein und zu allem Übel fuhr auch noch ein einzelnes Boot zur Talschleusung vor. Letztendlich kreuzten wir dann eine Stunde vor der Schleuse auf und ab, da zwischenzeitlich weitere Talfahrer unseren Liegeplatz in Beschlag genommen hatten.

Nach den Anlaufschwierigkeiten mit der ersten Schleuse sollte es dann aber bis auf eine Ausnahme recht zügig vorwärts gehen. Es war heute nicht die Distanz welche Zeit forderte, sondern die neun Schleusen die es talwärts zu befahren gab. Die Schleusen lagen meist maximal einen Kilometer nacheinander und so hatten wir bis auf die erwähnte Ausnahme immer eine grüne Welle.

Um 14:30 Uhr endete unsere heutige Fahrt im Hafen von Saverne wie sie begonnen hatte. Nämlich mit Regen. Die Anmeldung beim Hafenmeister erfolgte noch im nassen Friesennerz, zusehends wurde es aber freundlicher und so konnten wir die nassen Sachen an Deck trocknen. Nun hieß es erst einmal ab in die Stadt, um wieder einmal die notwendigsten Lebensmittel einzukaufen. Hierzu hatten wir ja seit Saargmünd keine Möglichkeit mehr. Wie auch dieser Punkt auf unserer Liste abgehakt werden konnte, galt die Sorge nur noch dem Abendessen.

Von unserem Vorhaben an Bord zu grillieren haben wir abgesehen, sind dann stattdessen mit einer Rotte Luxemburger in der Taverne Katz essen gegangen. Rotte darum, weil sich noch Freunde unserer Freunde dazu gesellt haben. Einmal mehr ein sehr gelungener Abend, alle haben sich köstlich amüsiert und wir haben vorzüglich gegessen. Chapeau, auch die Taverne Katz in Saverne können wir nur weiter empfehlen.

Die Rückkehr zur Mögus erfolgte dann ungefähr zweiundzwanzig Uhr, wo wir uns dann bald müde in die Kojen schlugen. Morgen sollen die Wetteraussichten gut aussehen, wir fahren weiter Richtung Strasbourg.

Samstag 5. August 2023 Port de Saverne Rhein-Marne-Kilometer 269.0

Nach einer herrlich ruhigen Nacht sind wir um 09:20 Uhr bei (endlich wieder einmal) sonnigem Wetter mit 4996.0 Betriebsstunden gestartet. Bereits zehn Minuten später standen wir zusammen mit der Saphir vor der ersten Schleuse, Ecluse N° 32. Der Schleusenanruf erfolgte hier mittels einer Zugstange welche über dem Kanal hing. Recht zügig konnten wir die erste Schleuse bereits abhaken, standen aber im nächsten Moment bereits vor der nächsten Schleuse. So sollte es noch länger zugehen, sind die Schleusen meist nur gerade einen Kilometer voneinander gelegen.

Welche Wohltat, nach der Schleuse N° 36 konnten wir für einmal eine längere Strecke die Boote laufen lassen. Wir genossen eine schöne Fahrt, nicht nur das Wetter spielte heute mit sondern auch die Landschaft gefiel uns sehr. Und auch das Jammern betreffend der zahlreichen Schleusen ist an und für sich völlig deplatziert, sind es ja ausschliesslich Talschleusungen welche recht entspannt von statten gehen.

Gegen ein Uhr nachmittags wähnten wir uns nach Verlassen der Schleuse N° 41 vermeintlich am Ziel, sollten uns aber irren. Der ins Auge gefasste “Port de Hochfelden“ war nicht zu nutzen, er war blockiert durch stillgelegte Penichen und einige dem Verfall überlassene Boote. Der Skipper war darüber aber gar nicht so unglücklich, er mag keine Liegeplätze ohne Stromanschluss.

Wieder einmal war Plan B gefragt, also zwei Schleusen weiter und das Glück in Waltenheim sur Zorn gesucht. Tatsächlich, hier hatten wir es dann auch gefunden und um 14:30 Uhr im Port de Waltenheim sur Zorn festgemacht. Sicher vertäut, Strom angeschlossen und schon gab es für beide Skipper ein Anlegekölsch, die Bordfrauen derweil mit Sekt versorgt worden sind.

Hungrig von der Fahrt und der Schleuserei grillten wir danach auf einem Picknickplatz unter Schatten spendenden Trauerweiden.  Das Ganze mit Sicht auf den Hafen und unsere Boote, auch Schleusenkino war inklusive da direkt an der Schleuse N° 43 gelegen. Das Dessert nahmen wir nach dem leckeren Grillgut an Bord der Saphir zu uns. Bei Gugelhupf, Tart und Corretto Grappa ließen wir es uns gut gehen.

Gegen Abend zog wieder mehr Bewölkung auf und es fing leicht an zu regnen. So halfen wir noch das Verdeck auf der Saphir aufzubauen und machten uns dann zurück an Bord. Für morgen sieht es wohl so aus, dass wir einen weiteren Hafentag einlegen müssen. Die Wetteraussichten sind nicht prickelnd, es sollen wieder Starkwindböen über das Elsass ziehen.

Sonntag 6. August 2023 Port de Waltenheim sur Zorn Rhein-Marne-Kilometer 290.7

Wie vorhergesagt gab es bereits in der Nacht Niederschläge und morgens setzten dann auch noch die Böen ein. Umso schöner war es in der warmen und kuschligen Koje, welcher wir erst gegen halb zehn Uhr entstiegen. Wir waren uns mit der Crew der Saphir einig, ein guter Entschluss hier noch einmal einen Tag liegen zu bleiben und bessere Verhältnisse abzuwarten.

Nach dem Frühstück war Nachzahlen für den Strom angesagt, bewaffnet mit Bankkarte also zum Bezahlterminal. Das Display matt, beim Karteneinschub kein Licht und auch die Tastatur ließ keinerlei Lebenszeichen erkennen. Da ging nichts mehr, zum Glück hatten wir gestern nur gerade mal für sechszehn Stunden bezahlt. Der Skipper einer hinter uns liegenden Yacht meinte er habe bei der VNF angerufen, diese wäre aber nicht dafür zuständig. Laut VNF wäre es Sache der Gemeinde, bei dieser ist sonntags aber niemand zu erreichen. Nun ja, hatten wir uns halt darauf eingestellt keinen Strom zu haben. Dem zur Folge muss das Bordkino heute ausfallen, was wir mit anderen Aktivitäten sicher kompensieren können.

Eine solche Kompensation oder ein Tageshöhepunkt sollte die Einladung zum Mittagessen auf der Saphir sein. Der Skipper wurde zum Smutje und hatte in der Kombüse gezaubert. Spaghetti an einer Tomatensauce bestehend aus Tomaten, Tomatenpüree, Zwiebeln, Knoblauch, Peperoni, Rotwein und Thon. Zusammen mit einer guten Flasche Rotwein, einfach köstlich.

Das späte aber ausgiebige Mittagessen musste danach aber auch wieder abverdient werden. So machten wir uns zu einem ausgedehnten Spaziergang in das Nachbarsdorf Mommenheim auf. Wie wir gehört hatten soll es dort heute einen grossen Flohmarkt geben. So war es, wenn auch viele in Folge des schlechten Wetters ihre Stände vorzeitig abgeräumt hatten. Schade, sicher wäre es bei gutem Wetter viel mehr gewesen. Nach einem Bummel durch die verbliebenen Stände und der erfolglosen Suche nach einem Cafe um das Dessert einzunehmen, traten wir den Rückweg zu unseren Booten an.

Zurück im Hafen konnte dann zur Beruhigung des Skippers auch noch eine Lösung für sein Stromproblem gefunden werden. So gab es im Hafen einen Stromkasten welcher für die Kundschaft von Les Canalous zwei Steckdosen bereithielt und auch in Betrieb war. Da zum einen Les Canalous nicht mehr im Hafen ansässig war und auch keine deren Kunde hatten wir kurzerhand da eingesteckt. Somit war auch das Bordkino gerettet und vor allem konnten wir unsere kränkelnde Batterie stützen. Sobald wir zurück sind muss die Batterie ersetzt werden.

Hoffen wir einmal auf eine ruhigere Nacht und für morgen weniger Wind. Sicher wird es regnen, wenn es aber ohne Sturmböen ginge wären wir zufrieden. Man wird es sehen.

Montag 7. August 2023 Port de Waltenheim sur Zorn Rhein-Marne-Kilometer 290.7

Fix 10:00 Uhr haben wir die Schleuse N° 44 vor der wir die letzten zwei Nächte verbrachten, mit einen Zählerstand von 5001.4 verlassen. Windig zwar, aber immerhin bei Sonnenschein konnten wir so weiter unserem Ziel Strasbourg entgegen fahren. Nachdem die ersten Schleusen auch wieder in recht kurzen Abständen aufeinander folgten, gab es später auch wieder längere Passagen ohne Schleusen.

Die Fahrt auf dem von Bäumen gesäumten Kanal führte über weitläufige Wiesen und Wälder. Dem Kanal entlang verliefen beidseitig die ehemaligen Treidelpfade, welche heute als schöne Rad- und Fusswege genutzt werden. Ab und an eine Engstelle von 5.10 Meter, welche für uns noch genügend Platz zur Durchfahrt ließ, von der Saphir mit ihren 4.20 Meter Breite aber schon ein wenig mehr Aufmerksamkeit erforderten. Auch was die Durchfahrtshöhen gewisser Brücken anbelangte, waren wir langsam aber sicher beim Minimum angelangt. Die niedrigste Brücke war 3.40 Meter und ließ uns gerade noch einen 15 Zentimeter hohen Schlitz um nach vorne zu sehen.

Bereits um 12:45 Uhr hatten wir unser heutiges Tagesziel in Souffelweyersheim vor den Toren von Strasbourg erreicht und im Port de Plaisance festgemacht. Eine recht kurze Fahrt heute, aber nicht minder schön. Besonders hervorzuheben, wir wurden nicht einmal verregnet während der Fahrt oder dem Schleusen.

Ganz ohne Regen ging es dann aber doch nicht, hatten wir doch auf dem Weg zum kleinen Einkauf doch noch einen Regenschauer abbekommen. Einzukaufen hatten wir noch einige Kleinigkeiten, vor allem um noch einmal vor den Booten im Hafen zu grillieren. Selbst das Anlegebier hatten wir dem Einkauf hinten angestellt.

Vom Einkauf zurück ging es dann aber sofort zur Sache und aus dem Anlegebier wurden zwei oder drei, nebst kochen und grillieren. Multitasking eben. Das Menü indessen war einfach aber nicht minder köstlich. Bei Mergues, Käsegriller, Nudeln und Salat konnten sich die Bootsfahrer wieder stärken. Während der Schweizer sich zum Dessert einen Corretto Grappa genehmigte blieb der Luxemburger beim Bier.

Gerade mit dem Essen fertig fuhren die Luxemburger Familie mit welcher wir zusammen in Saverne essen gingen am Hafen vorbei. Ein kurzer Schwatz während der Schleusung und sie fuhren weiter, haben sie doch heute Abend in Strasbourg zum Abendessen reserviert. Vermutlich werden wir sie noch einmal in Kehl treffen, werden sie danach zusammen mit der Saphir Rheinabwärts fahren.

Den Abend werden wir gemütlich angehen, sind wir durch Sonne,  Wind und die vielen Eindrücke doch ein wenig müde geworden. Ein weiterer schöner Tag neigt sich dem Ende zu.

Dienstag 8. August 2023 Port de Plaisance Souffelweyersheim Rhein-Marne-Kilometer 306.9

Direkt an der Schleuse N° 50 stehend sind wir um 10:15 Uhr mit 5004.5 Betriebsstunden gestartet. Ungefähr eine Dreiviertelstunde später waren wir bereits an der Schleuse N° 51, wo es erst einmal fertig war mit der gemütlichen Weiterfahrt. Die Schleuse hatte offenbar eine Panne. Sowohl die über den Kanal gespannte Schleusenaktivierung, wie auch die Signalisation und Gegensprechanlage waren zur Arbeit zu motivieren. Es blieb wohl nichts anderes übrig als die VNF anzurufen. Laut VNF bestehe eine generelle Panne, was immer das auch heissen mochte. Die nette Dame meinte aber sie wolle sofort jemanden vorbeischicken.

Dem war dann auch so, keine halbe Stunde später erschien ein Mitarbeiter von der VNF an der Schleuse. Interessanterweise machte er sich aber nicht an der Schleuse zu schaffen, nein er diskutierte mit einem neben der Schleuse beschäftigten Baggerfahrer. Die Rettung nahte dann aber in Form einer Frau, offenbar war es die Chefin selbst. Die Chefin hatte darauf die Schleuse manuell bedient und wir konnten kurze Zeit später endlich schleusen. Am Europaparlament vorbei ging die Fahrt zur Nordschleuse Strasbourg, wo wir um 12:15 Uhr die letzten “imposanten“ 50 Zentimeter zu Tal geschleust worden sind.

Ungefähr dreizehn Uhr fuhren wir dann in den Yachthafen Kehl ein. Wie immer erfordert die Einfahrt ein wenig Aufmerksamkeit, herrscht zum einen eine starke Strömung und zum andern quert man die Brückendurchfahrt der zu Tal fahrenden Berufsschifffahrt. Die Hürde mit der Strömung genommen, heisst es sogleich Ruder hart Backbord, bevor man am Steuerbordufer auf Sand oder Schlick aufläuft.

Relativ fix und für einmal sogar ohne Wind, hatten wir dann gleich am ersten Gästesteg nach dem Tanksteg rückwärts festgemacht. Den zur Verfügung stehenden Platz hatten wir optimal ausgenutzt, blieben zu beiden Seiten gerade noch etwa vierzig Zentimeter und nach vorne ragten wir ein wenig in die Durchfahrt zum hinteren Hafenteil. Dem Bootseigner neben uns war das offenbar nicht geheuer, erschrocken kontrollierte er bei seiner Rückkehr zum Boot, ob wir irgendwo dagegen gefahren wären. Dem war aber definitiv nicht so und er war sichtlich beruhigt. Anlegebier und Anlegesekt wurden darauf an Bord der Saphir eingeworfen.

Nach dem Ankunftsritual konnten wir darauf endlich wieder einmal unsere Pfandflaschen abgeben. Im nahe gelegenen City Markt deckten wir uns gerade mit dem Nötigsten ein, als wir feststellten, dass wir einen Anruf unserer Schwiegertochter verpasst hatten. Ein Rückruf war in Folge sehr schlechten Netzes nicht möglich, also beeilten wir uns mit dem Einkauf damit wir schnellstens zurückrufen konnten. Die freudige Nachricht, wir wurden heute Morgen das erste Mal Grosseltern, unser Enkelkind Lia Verena kam zur Welt. Willkommen Lia, schön das Du da bist.

Mit einem freudigen und einem weinenden Auge sassen wir zum Abendessen im Restaurant Cafe “Am Jachthafen“ mit unseren Luxemburgischen Freunden. Die Freude über unser neues Familienmitglied wurde leider ein wenig getrübt. Morgen trennen sich die Wege der Saphir und Mögus. Während die Crew Saphir mit Dala und Gretchen Rheinabwärts fahren, treten wir die Rückreise den Rhein hoch an. Seit Saarbrücken waren wir zusammen unterwegs und hatten manch gute Unterhaltung und Erlebnisse. Erst spät zogen sich alle  Beteiligten satt vom vorzüglichen Abendessen und Dessert in ihre Kojen an Bord zurück.

Mittwoch 9. August 2023 Hafen MYC Kehl Rheinkilometer 293,8

Nach der Verabschiedung von unseren Freunden der Saphir verließen wir 10:15 Uhr den Hafen Kehl mit einem Stand von 5006.9 auf der Betriebsstundenanzeige. Wacker stampfte Mögus Rheinaufwärts der Schleuse Strasbourg entgegen, welche wir um 10:50 Uhr erreichten. Exklusiv für uns fuhr der Schleusenwärter die Kleine Kammer runter und wir wurden danach alleine hoch geschleust.

Die nächste Schleuse war Gerstheim, auch in dieser hatten wir wieder das exklusiv Paket. Wir wurden alleine in der kleinen Kammer hoch geschleust und konnten diese um 13:40 Uhr wieder verlassen. Fünfunddreißig Minuten später kamen wir bei unserem heutigen Tagesziel im Jachthafen Lahr an.

Abgesehen von einem kleinen Spaziergang zum Imbiss beim Kiosk Tabac France unternahmen wir nichts mehr heute. Motiv für den Besuch des Kioskes war ursprünglich Geld zu wechseln, um den passenden Betrag für die Liegegebühr zu haben. Umso besser, dass man dies auch mit Kauf einer Curry Wurst mit Pommes verbinden konnte. Auf dem Rückweg wurden wir auf ein Boot aufmerksam, dass schief auf der Sliprampe stand. Beim genaueren hinsehen stellten wir fest, dieses Boot hatten wir gestern schon in Kehl beim Versuch es zu slippen beobachtet. Offenbar stellte man sich ebenso wie gestern in Kehl, genauso dilettantisch an. Mit dem linken Rad des Trailers ist man über die Kante der Rampe gefahren und der Trailer liegt nun mit der Achse auf der Kante. So steht nun das ganze Gespann im Wasser und wartet darauf, wieder an Land gebracht zu werden. Noch peinlicher die gestrige Übung in Kehl, wo den zahlreichen Gästen Hafenkino erster Güte geboten wurde. Mit einem richtig fetten amerikanischen Pickup-Truck sollte die schöne Holzjacht zu Wasser geslippt werden. Leider vergaß man aber den Aussenborder hoch zu kippen und so schrammte der Schaft und Schraube über die Betonrampe. Beim Versuch wieder die Rampe raufzufahren und das Manöver abzubrechen rutschte das Boot nach hinten ab. Mit Müh und Not gelang es letztendlich das Boot wieder einigermaßen sicher auf den Trailer zu ziehen. So schnell wie sie gekommen sind, zogen sie unverrichteter Dinge wieder von dannen.

Nächster Tageshöhepunkt sollte das Abendessen sein. Back to Germany hatten wir gestern bei Edeka im City Markt Kehl Grillfleisch gekauft. Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen,  es gibt in Deutschland mit Abstand das beste Angebot an Grilladen. Zwar haben wir in Frankreich mittlerweile eine Verbesserung festgestellt, an das deutsche kommt es aber nicht ran. Einmal mehr hatte es uns vorzüglich gemundet.

Den Tag ließen wir mit Lesen, Schreiben und Rätseln ausklingen. Morgen soll es weitergehen nach Breisach.

Donnerstag 10. August 2023 Hafen YC Lahr Rheinkilometer 268.4

5010.5 Stunden verriet der Zähler bei der Abfahrt um 08:45 Uhr in Lahr. Der Sommer ist zurück, schon am frühen Morgen zeigten sich die Sonne und mit ihr die Lust am Wasserwandern. Auch wenn wir uns langsam aber sicher dem Ende unserer Reise nähern.

Um 10:00 Uhr an der Schleuse Rhinau angekommen, konnten wir erst um elf Uhr zusammen mit einem Tanker in die kleine Kammer einfahren. Vierzig Minuten später verließen wir die Schleuse und stampften weiter gegen an Richtung Schleuse Marckolsheim. In Marckolsheim um 13:15 Uhr angekommen konnten wir mit demselben Tanker von Rhinau sofort in die Schleuse einfahren und sie nach nur fünfundzwanzig Minuten wieder verlassen.

Bis nach Breisach rückten wir dem Tanker danach nicht mehr von der Pelle. Während der Tanker nach Steuerbord in den Rheinseitenkanal einfuhr, klinkten wir uns indes nach Backbord Richtung Fuchshafen aus. Das Vorhaben war, im Fuchshafen an der Tankstelle noch Diesel zu bunkern, hatten wir doch auch unsere Reserven von 80 Litern in Kanistern mittlerweile aufgebraucht. Nach einem perfekten Anlegemanöver bei der Zapfsäule die erste Ernüchterung. Kein Kartenautomat an oder in der Nähe der Zapfsäule. Macht nix, die Capitanerie ist ja gleich die Treppe hoch. Pusteblume, das Büro verlassen und die Türe verschlossen. Also Handy gezückt und angerufen. La Capitanerie est fermé aujourd’hui, demain à partir de neuf heures. Besten Dank, um diese Zeit wollen wir morgen schon lange unterwegs sein. Ohne Diesel verschoben wir uns vom Fuchshafen in den Hafen vom MYC Breisach, wo wir Diesel bunkerten und gleich am Tanksteg übernachten konnten.

Bereit für die morgige Weiterfahrt machten wir uns abends zum Abendessen ins Städtchen  auf. Schon öfter waren wir hier im Café Restaurant Rheinblick, wo wir immer sehr gut und preiswert gegessen hatten. Heute leider nicht mehr möglich, die Lokalität schien dauerhaft geschlossen. Plan B sollte offenbar das Motto unserer Reise sein, eine Alternative war wieder einmal gefragt. Gefunden hatten wir diese dann im Elsäßer Hof einige Meter weiter. Auch hier hatten wir wieder einmal vorzüglich gegessen, die Lokalität sehr empfehlenswert.

Zurück an Bord wollten wir hinsichtlich des für morgen geplanten frühen Aufbruchs beizeiten in die Kojen. Der Zufall wollte es anders, im Hafen befand sich nämlich noch das Schiff einer Bekanntschaft unserer Reise. Christian, ein Hamburger auf dem Weg nach Barcelona, welchen wir in Lutzelbourg kennen gelernt hatten. So ergab es sich, dass wir bei Kölsch auf dem Achterdeck recht lange und interessante Gespräche führten. Ein lustiger Zufall, Christian kennt unsere Mögus bereits länger als wir sie besitzen. So war er 2012 beim Voreigner während des Hafengeburtstages bereits einmal an Bord. Wie klein die Welt doch manchmal ist. Wie alle Beteiligten immer müder und die Mücken .

Freitag 11. August 2023 Hafen MYC Breisach Rheinkilometer 225,8

Ein letztes Mal der Stand des Betriebsstundenzählers. 5017.1 war bei der Abfahrt um 07:00 Uhr im Hafen des MYC Breisach abzulesen. Nur zehn Minuten dauerte die Fahrt zur Schleuse Vogelgrün, wo wir auch gleich alleine in die kleine Kammer einfahren durften. In Rekordverdächtigen fünfzehn Minuten waren wir hochgeschleust und konnten die Schleuse wieder verlassen.

Auch die Schleusen Fessenheim, Ottmarsheim und Kembs konnten wir allesamt ohne irgendwelche längere Wartezeiten passieren. Das Glück schien uns hold, bis wir einen Anruf von unserem Sohn erhielten. Im Radio hatte er mitbekommen, dass sich in Basel Klimaaktivisten mit Seilen an die Dreirosenbrücke angeleint haben, um den Schiffsverkehr zu behindern. Und so sollte es dann auch sein. Ein Anruf bei der Rheinpolizei bestätigte die Meldungen der Revierzentrale auf UKW Kanal 18. Für die gesamte Schifffahrt, sowohl Berufs- wie auch Freizeitschifffahrt ist die Durchfahrt durch Basel bis auf weiteres gesperrt. So blieb uns nichts anderes übrig, als uns beim Yachthafen Weil an die Aussenmohle zu hängen und die Meldungen der Revierzentrale abzuwarten. 15:00 Uhr war es dann soweit, die Durchfahrt ist wieder frei.

Nach einer Stunde Fahrt durch Basel konnten wir in Birsfelden mit dem Kiesfrachter “Bern“ zusammen in die kleine Kammer der Schleuse einfahren. Ein halbe Stunde später verließen wir die Schleuse und fuhren querab in unseren Heimathafen, wo wir von unseren Clubkameradinnen und Clubkameraden herzlich empfangen worden sind. Das schöne Ende einer schönen Reise.